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Die Milchstraße erstreckt sich in klaren, dunklen Nächten über den gesamten Himmel. Wir stehen auf einem kleinen Planeten, umgeben von der Weite des Alls und staunen.
Um die Erhabenheit, die Weite und Größe in ein einziges Bild zu bannen, bedarf es einer speziellen Technik. Hier bietet sich das Anfertigen von Panoramen an.


In diesem Beitrag folgt nun eine Anleitung zur Erstellung kleiner Panoramen bis hin zu mehrzeiligen, interaktiven 360°-Ansichten. Dazu ein kleiner Ausflug zum ‘Little Planet’.
Alles hier aufgezeigte gilt auch für die ‘normale’ Panoramafotografie am Tage, jedoch werde ich auf die speziellen Herausforderungen in der Nacht gesondert eingehen.


Herbsthimmel – Teilpanorama aus über 30 Fotos

Das Prinzip ist einfach, die Umsetzung nicht immer. Vor allem nachts wird es aufgrund der Erdrotation und der geringen Beleuchtung nochmals schwieriger.
Aber mit der richtigen Herangehensweise gelingt auch das.
Darum möchte ich heute, als Ergänzung zum Anfängerkurs und zum Thema Motivgestaltung, näher auf das Erstellen von Panoramen des Sternenhimmels mit der Milchstraße eingehen.

Dazu habe ich den Artikel in klare Bereiche getrennt:

Zum Aufbau dieses Berichts:

1. Grundlegendes zu Panoramen
– Geschichtlicher Ausflug
– Grundlegende Herangehensweise

2. Technische Voraussetzung
– Empfehlenswerte Objektive für die Panoramafotografie
– Parallaxe und P.-Fehler
– Nodalpunktadapter

3. Umsetzung vor Ort
– Allgemeine Panoramaerstellung
– Spezielle Herausforderungen in der Nacht
– Belichtungen für Vorder- und Hintergrund
– Konkrete Erstellung eines 360°-Panoramas der Milchstraße

4. Nachbearbeitung
– Automatisierte Panoramaerstellung
– (Teil-)manuelle Panoramaerstellung

5. Veröffentlichung

 
 


Winterhimmel – Teilpanorama aus über 45 Fotos

1. Grundlegendes zu Panoramen

Geschichtlicher Ausflug

Die Erstellung von Panoramen ist kein neues Phänomen und hat auch nicht erst mit der Erfindung der Fotografie begonnen:
Im 16. Jahrhundert wurde in Irland die Idee gemalter 360°-Rundbilder als Patent angemeldet und unter dem Namen ‘Die Natur auf einen Blick’ eingetragen, wenig später jedoch zu ‘Panorama’ geändert.
Ihren Höhepunkt erlebte die Panoramamalerei im 19. Jahrhundert, als u.a. große Hallen gebaut wurden, um den Besuchern ein innen aufgemaltes Rundumpanorama zu zeigen. Teils waren diese Panoramen in eine realistisch erschaffene Requisite, wie z.B. einen Strand, eingebunden und an einigen Stellen offen, um einen fließenden Übergang zwischen Gemälde und Umgebung zu erschaffen.
Auch heute ist das Panorama Mesdag aus dem Jahre 1881 für Besucher in Den Haag geöffnet. Es zeigt eine Strandansicht von Scheveningen:


Panorama Mesdag CC BY-SA 3.0 Hendrik Weillem Mesdag (+1915)

Wir sprechen hier jedoch von fotografischen Panoramen.
Und damit meinen wir meistens ein großformatiges Bild, zusammengesetzt aus mehreren Einzelfotos, mit einem wesentlich weiteren (meist breiten) Gesichtsfeld.
Das kann von einem kleinen Panorama aus nur zwei Bildern bis zu einem frei drehbaren sphärischen Kugelpanorama reichen, bei dem die gesamte von einem Punkt aus sichtbare Umgebung fotografiert und später verbunden wird.

Beispiele für Panoramadarstellungen

Das sphärische Kugelpanorama deckt die gesamte von einem Punkt aus sichtbare Umgebung ab. Das folgende Bild ist ein Beispiel.
Um sich darin umzublicken: Mit der Maus klicken, gedrückt halten und drehen.


August 2019 – Toskana – Canon 6D – Omegon Minitrack LX3 – Samyang 20 mm f1.8

Ebenfalls die gesamte sichtbare Umgebung: Die Projektion als ‘Little Planet’:

 

Grundlegende Herangehensweise

Das kleinste Panorama besteht aus zwei Fotos, die an- und übereinander gelegt werden, um so zu einem Bild zu verschmelzen. Sie werden ‘gestitched’ also zusammen ‘genäht’ oder ‘geheftet’.
Eine einfache Art ist das Aneinanderlegen oder -kleben ausbelichteter oder -gedruckter Fotos, was ich als Kind liebend gerne gemacht habe.

Die Herangehensweise ändert sich auch bei großen, viele Einzelbilder umfassenden Panoramen nicht:
Von einem festen Standpunkt aus wird die Kamera nach jedem Foto ein Stück gedreht oder geschwenkt und die so entstandenen Einzelaufnahmen werden verbunden. Dafür gibt es spezielle Software, aber auch einige der gängigen Bildbearbeitungsprogramme sind mittlerweile dazu in der Lage. Sie erledigen diese Aufgabe mehr oder weniger gut. Manche Systemkameras und Mobiltelephone bieten eine Panoramaautomatik, die aber allenfalls für Schnappschüsse zu gebrauchen ist.

2. Technische Voraussetzung

Grundsätzlich ist für die Panoramafotografie nichts anderes nötig, als das gängige Werkzeug von Fotografen: Kamera mit möglichst weitwinkliger Linse und Stativ.
Genauer bin ich darauf bereits in Teil 1 des Anfängerkurses zur Astrofotografie eingegangen.
In den meisten Fällen wird wirklich nicht mehr benötigt.

Astronomische Nachführungen - Übersicht Im ersten Teil des Grundlagenkurses erfährst Du, welche Kameras sich eignen, um den Sternenhimmel und die Milchstraße zu fotografieren. Welches Zubehör brauchst Du unbedingt und was ist eine praktische Ergänzung? Der zweite Abschnitt beschreibt, wie Du Deine Kamera so einstellst und nutzt, dass Du das beste Ergebnis rausholen kannst.

 
Sollen jedoch 360° Panoramen erstellt werden und/oder befinden sich viele Objekte im Vordergrund nahe der Kamera, ist ein spezieller Panoramakopf, der ‘Nodalpunktadapter’ nicht nur sehr hilfreich, sondern eigentlich zwingend.
Er sorgt dafür, dass die Kamera in alle Richtungen genau um die Bildachse (das optische Zentrum, oftmals auch als Nodalpunkt bezeichnet) gedreht und geschwenkt werden kann, ohne dass die Fotos später einen Parallaxenfehler aufweisen.

Ok. Das waren jetzt zwei neue Begriffe: Nodalpunkt und Parallaxenfehler. Ich will Dich damit nicht alleine zurücklassen und versuche es möglichst anschaulich zu erklären. Doch zunächst noch ein Wort zu geeigneten Objektiven.

Empfehlenswerte Objektive für die Panoramafotografie

An sich eignet sich jedes Objektiv für die Erstellung von Panoramen.
Aber je weitwinkliger es ist, desto weniger Bilder benötigt man. Das ist vor allem bei sphärischen 360°-Panoramen zu bedenken, da bereits mit einer 14 mm Linse bis zu 30 Bilder zusammen kommen können. Wie viele sind es da erst bei 50mm?
Mit 8mm Fisheye-Objektiven hingegen können sogar 6 Bilder reichen, um die gesamte Umgebung abzulichten.

Auch ist zu bedenken, dass sich die Erde dreht. Je länger man für die hohe Anzahl an Aufnahmen benötigt, desto schwieriger wird es später, die ‘wandernden’ Sterne mit dem still stehenden Horizont in Einklang zu bringen.


Mosaikpanorama der Wintermilchstraße – Einzelbilder mit 85mm


Aber es muss ja nicht zwingend ein alles umfassendes Panorama sein.

Sehr spannend können auch Aufnahmen wirken, die nur den Blickwinkel eines normalen 35mm Weitwinkels abdecken, z.B. einen Teil der Milchstraße, in Wirklichkeit jedoch ein Mosaik-Panorama aus mehreren 85mm-Fotos sind. Diese Aufnahmen erscheinen zwar nicht wie Panoramen, bieten dafür aber eine wesentlich höhere Auflösung. Sie zeigen Details in einer Klarheit und Schärfe, die mit einer einzelnen Weitwinkelaufnahme so nicht zu erkennen wären.
Es kann sich also lohnen, das ‘rattenscharfe’ Teleobjektiv zu nutzen um, ein ‘Detailpanorama’ zu erstellen.
Aber grundsätzlich gilt: Je weitwinkliger, desto weniger Arbeit, nicht nur während der Aufnahme, sondern auch bei der Nachbearbeitung.
Für Mosaik-Detailpanoramen sollte es eine wirklich scharfe, verzeichnungsfreie und lichtstarke Optik sein.

Mosaikpanorama der Milchstraße mit Canon 550 D und Walimex , Samyang 35 mm Mosaik-Panorama aus 4 Bildern – Canon 550D mit Samyang 35 mm. Trotz mittelmäßiger Kamera ein ansehnliches Ergebnis.

Jetzt aber zu den beiden unbekannten Wörtern:

Parallaxe und Parallaxenfehler.

Am Besten ist es, wenn ich zunächst keine großen Worte verliere, sondern Dich selber die Erfahrung des Parallaxenfehlers machen lasse.
Dazu gibt es einen ganz einfachen Trick, der Dir den Parallaxensprung direkt vor Augen führt – und zwar wortwörtlich:

1. Such Dir ein Objekt relativ weit weg von Dir (z.B. etwas, das du durch Dein Fenster sehen kannst oder das schöne Milchstraßenfoto bei Dir an der Wand).
2. Strecke Deinen Arm aus und hebe den Daumen nach oben, ganz so, als wolltest Du jemandem bedeuten: “Hey, super gemacht.”
3. Schließe ein Auge und schau, wo Dein Daumen den Hintergrund verdeckt.
4. Nun schau jetzt mit dem anderen Auge und Du wirst feststellen, dass Dein Daumen nun einen anderen Teil des Hintergrundes bedeckt. Der Daumen ‘springt’ vor dem Hintergrund.
–> Du hast nun einen Parallaxensprung gesehen. (Übrigens wird mit dieser Technik auch die Entfernung mancher Sterne gemessen.)

Parallaxensprung Palallaxensprung (Ja, das soll einen Daumen darstellen und nein, besser kann ich das nicht zeichnen.)

Wahrscheinlich ist Dir jetzt schon klar, was das für die Panoramafotografie bedeutet?
Steht ein Objekt, z.B. ein Baum oder ein Turm, relativ nahe vor der Kamera, so wird dieser bei Drehung der Kamera genau wie Dein Daumen springen. Und das verursacht beim Zusammensetzen der Bilder (nur sehr aufwändig zu lösende) Probleme.
Wann genau der Parallaxenfehler zum Tragen kommt, hängt u.a. von der verwendeten Brennweite ab. Im Allgemeinen kann man sagen, dass Panoramen ohne richtige Vordergrundelemente (z.B. ein reines Bergpanorama) meistens problemlos ohne Panoramakopf erstellt werden können. Sind jedoch innerhalb der ersten Meter um die Kamera herum Objekte, evtl. sogar solche, die das Panorama aufwerten, wie beispielsweise eine Felsformation oder ein malerischer alter Baum, dann ist der Nodalpunktadapter unumgänglich.

Gut. Das war also der Parallaxenfehler. Nun zu dem zweiten neuen Wort:

Nodalpunkt

Für die Panoramafotografie ist der exakte Nodalpunkt eigentlich ohne Belang, wissenschaftlich richtig wäre es eigentlich, von dem ‘Zentrum der Eintrittspupille’ zu sprechen.
Dennoch hält sich der Begriff des Nodalpunkts (englisch ‘node’: Konten) und somit verwende auch ich ihn. Die genauen physikalischen Hintergründe erspare ich Dir jedoch an dieser Stelle.
Der Nodalpunkt wird jedenfalls in diesem Zusammenhang als der Punkt innerhalb der Kamera-Objektiv-Kombination bezeichnet, bei dem trotz Drehung kein Parallaxeneffekt auftritt.

Wichtig für die Panoramafotografie ist vor allem zu wissen, dass es diesen Punkt gibt und dass nur bei einer Drehung um ihn Objekte im Vordergrund immer den selben Bereich des Hintergrundes verdecken.

Und genau das ist mit dem Nodalpunktadapter möglich.
Es ist nämlich nicht so, dass sich der Drehpunkt z.B. auf der Ebene des Kamerasensors befindet oder dort, wo die Bohrung für das Stativgewinde angebracht ist. Es reicht also nicht aus, die Kamera einfach auf dem Stativ zu drehen.
Das Zentrum der Eintrittspupille ist bei jeder Kombination aus Kamera und Objektiv ein anderer. Es muss also für jede Kamera-Objektiv-Kombination ermittelt werden. Meist liegt es irgendwo im Objektiv, mehr oder minder nah am Kameragehäuse.

Der Einsatz der Kamera mit Nodalpunktadapter

Alles rund um den Nodalpunktadapter habe ich in einen eigenen Artikel ausgegliedert:

ADer Nodalpunktadapter Dieser Artikel soll Dir helfen die Grundzüge des Nodalpunktadapters zu verstehen und somit die Wahl eines geeigneten Panoramakopfs erleichtern.
Für was benötigst Du einen NPA? Wie ist er aufgebaut? Welche Anforderungen werden an einen guten Panoramakopf gestellt? Welche Systeme gibt es?

 

Spezielle Herausforderungen in der Nacht

Die größte Herausforderung ist – neben der Dunkelheit und dem enormen Kontrastumfang zwischen dem fast schwarzen Vordergrund und dem (hoffentlich) hellen Band der Milchstraße – die Drehung der Erde.
Bei einer Belichtungszeit von 25 Sekunden benötigt eine Reihe von 8 Bildern bereits 200 Sekunden, also mehr als drei Minuten.
Kugelpanorama:
Gehen wir der Einfachheit halber von drei Zeilen à 4 Minuten (inkl. Kameradrehung) aus, dann verstreichet vom ersten bis zum letzten Bild mindestens eine Viertelstunde. Und in dieser Zeit wandern die Sterne relativ weit.
Das hat sich bisher bei freier Sicht als vollkommen problemlos erwiesen, bei Bäumen die in den Himmel ragen, kann hier jedoch schnell ein Problem auftreten:
Ein Stern, der beim ersten Foto noch links neben einem Stamm stand, befindet sich beim letzen Bild bereits rechts daneben.
Das gilt es zu bedenken und zügig zu arbeiten. Je schneller die Einzelbilder ‘im Kasten’ sind, desto weniger muss man bei der Nachbearbeitung manuell verbessern.

Belichtungen für Vorder- und Hintergrund.

Man kann natürlich, wie bei Einzelbildern der Milchstraße, auch bei Panoramen den Vordergrund ein zweites Mal (länger) belichten und die Aufnahmen überblenden. Das erfolgt idealerweise zum Schluss, nachdem das eigentliche Panorama fotografiert ist.

3. Umsetzung vor Ort

Alles hier gesagte gilt auch für Panoramen die ohne Nodalpunktadapter gemacht werden. Ich mache das relativ häufig und es funktioniert sehr gut.

Wirklich wichtig ist es sauber und gewissenhaft zu arbeiten. Jede Ungenauigkeit oder aus Bequemlichkeit unterlassene Einstellung, kann zu Fehlern im Panorama führen, die nur mühevoll und zeitaufwändig in der Bildver- und Bearbeitung korrigiert werden können.
Aber, das muss ich an dieser Stelle auch sagen, habe ich schon viele Panoramen freihand erstellt, bei denen keinerlei Probleme auftraten. Das allerdings unter bestimmten Voraussetzungen und nur am Tage.


– Das wichtigste zuerst: Die Kamera wird im Hochformat genutzt.

Nein – darüber brauchen wir auch nicht zu diskutieren. Mach es einfach! Oder eben nicht, aber sag nicht, es hätte Dich niemand darauf hin gewiesen.
Vielleicht hilft Dir dieses Gedankenspiel?:
Stell Dir zwei ‘normale’ Breitbild-Fotos nebeneinander vor und jetzt 3 Hochkant-Bilder. Welche decken einen größeren Bereich ab und erzeugen das gefälligere Bild?

Eine Ausnahme gibt es: Detailpanoramen, bei denen mit einem Teleobjektiv ein Mosaik-Panorama mit der Anmutung eines Weitwinkelfotos erstellt wird. Hier ist es relativ egal, wie die Kamera ausgerichtet wird, solange alle gewünschten Bereiche fotografiert werden.

– Der zweite wichtige Punkt ist das Ausrichten des Stativs/Nodalpunktadapters.
Es hilft hier nicht, die Kamera für ein Foto ‘ins Wasser’ zu bringen, also die Kamera am Horizont richtig auszurichten. Steht das Stativ selber nicht absolut parallel zu Horizont, wird die Kamera bei jeder Drehung weiter kippen (ohne Nodalpunktadapter).
Den meisten Fotografen ist es (verständlicherweise) egal, wenn das Stativ nicht absolut richtig steht. Das Ausrichten der Kamera erfolgt meistens mit dem Kugelkopf, da stört ein leicht schräges Stativ nicht.
Bei Panoramen wird die Kamera jedoch auf dem Stativ gedreht und hier macht sich jede Abweichung bemerkbar: Beim Stitchen der einzelnen Bilder entstehen krumme und schiefe Horizontlinien, die in der Bildverarbeitung korrigiert werden müssen.
Achte also darauf, dass die Dosenlibelle auf dem Stativ anzeigt, dass es in allen Dimensionen ‘im Wasser’ ist.

Das Gleiche gilt natürlich und im besonderen auch für einen Nodalpunktadapter. Auch er muss sorgfältig nivelliert werden, dann kann sogar das Stativ schräg stehen.

Ebenfalls sollte die Aurichtung der Kamera überprüft werden.
Eigentlich sollte sie – so denn Stativ und Nodalpunktadapter ordentlich eingestellt sind – bereits an den Horizont angepasst sein. Dennoch kann sich z.B. die Schraube am Gewinde/Stativanschluss leicht verdreht haben. Es kann somit sinnvoll sein, auch auf der Kamera selber eine Wasserwaage anzubringen. Diese gibt es für kleines Geld inkl. Blitzschuhadapter.

– Ebenfalls ist es wichtig auf eine ausreichende Überlappung der Einzelbilder zu achten.

Alle Objektive verzeichnen zum Rand mehr oder weniger, bei Weitwinkellinsen ist das besonders ausgeprägt. Während es bei Einzelbildern kaum auffällt, kann es bei Panoramen zu unansehnlichen Effekten führen: Ist die Überlappung nicht ausreichend, muss das Stiching-Programm die besonders verzerrten Randbereiche benachbarter Bilder verbinden. Das gelingt oftmals nicht ohne sichtbare Qualitätseinbußen oder bleibende Verzerrugen.
Gerade bei Aufnahmen des Sternenhimmels ist dieser Effekt auffällig: Zum Rand hin werden die Sterne immer unschärfer und unrunder. Bei ausreichend großer Überlappung können jeweils die scharfen Bildzentren für das Panorama genutzt werden, die verzeichneten Randbereiche werden abgeschnitten.
Darum sollten die Einzelbilder mindestens 30% überlappen, mehr schadet hierbei keinesfalls.

– Dass die Kamera vollkommen manuell genutzt wird, versteht sich bei Aufnamhen des Nachthimmels und der Milchstraße von selbst. Bei Panoramaaufnahmen ist das jedoch auch am Tage, also immer und grundsätzlich, notwendig.
Moderne Stiching-Programme können Helligkeitsunterschiede mittlwerweile relativ gut angleichen, aber dennoch sollte man von Anfang an darauf achten, dass alle Bilder gleich belichtet sind und die Schärfeebene manuell festgelegt wurde.
Wie man eine Kamera für Nachtaufnahmen richtig einstellt, kannst Du in Teil 1 des Anfängerkurses nachlesen.
Ich nutze zum auslösen übrigens bei Nachtaufnahmen immer einen Fernauslöser. Warum steht hier: Lieblingsteile: Intervall-Fernauslöser.
Es ist ein wirklich guter und günstiger Fernauslöser. Er kann ‘alles’ und hat viele Funktionen, die wesentlich teurere Markenprodukte der renomierten Kamerahersteller nicht mitbringen. Ich habe fünf Stück davon und in den letzen 7 Jahren hat es in unzähligen Stunden der Nutzung nicht ein einziges Problem gegeben! Besonders praktisch: Der Fernauslöser ist nicht an einen Hersteller oder ein Kameramodel gebunden. Man tauscht einfach das Kabel aus und kann wirklich jede Kamera ansteuern. Hama Timer-Fernauslöser für Kameras mit Remote-Control-Eingang)


Zusammenfassung:

– Kamera im Hochformat
– Stativ/Nodalpunkstadapter/Kamera nivellieren
– auf ausreichende Überlappung achten
– Kamera manuell (Schärfe, Belichtungszeit, ISO, Blende)
– Nodalpunktadapter sorgfältig einstellen und ebenfalls nivellieren


April 2018 Ins Bild klicken und Maus bewegen.

Konkrete Vorgehensweise für ein 360°-Kugelpanorama

Nachdem das Stativ (und der Nodalpunktadapter) nivelliert sind und die Kamera richtig eingestellt und hochkant montiert ist, geht es nun an die Aufnahme.

Da die Sterne wandern, sollten die relevantesten Bildteile (z.b. das Zentrum der Milchstraße) möglichst kurz hintereinander fotografiert werden.
Daher starte ich bei einem Panorama mit dem ersten Foto an den Punkt, der am weitesten vom späteren Bildzentrum oder ‘point of intresst’ entfernt ist.
Denn genau an dieser Stelle wird später die größte ‘Wanderung’ der Sterne zusammengefügt werden. Nämlich dann, wenn man mit der Kamera genau einmal im Kreis fotografiert hat und wieder beim Ausgangspunkt ankommt.
In Zahlen dargestellt zeigt sich das so:
Der Abstand zwischen zwei Bildern beträgt rund 30 Sekunden (bei 25 Sekunden Belichtungszeit). Nach 10 Bildern sind somit 300 Sekunden (fünf Minuten) vergangen. Somit werden das erste und das letzte Bild einer ‘Umrundung’ mit diesem zeitlichen Abstand erstellt und haben daher einen relativ hohen Versatz.
Die Bilder jedoch, die direkt nacheinander gemacht wurden, haben nur 30 Sekunden Versatz, was vernachlässigbar ist.
Darum starte ich gegenüber des interessantesten Motivs.

Nachdem die erste Reihe fotografiert wurde, schwenke ich die Kamera nach oben und nehme die zweite Reihe auf. So bleibe ich zeitlich weiterhin so nach wie möglich bei den Ausgangsbildern.
Nun folgen ein bis zwei Aufnahmen für den Zenit, wobei die Kamera senkrecht nach oben gerichtet und beim zweiten Foto um 90° im Kreis gedreht wird.

Kamera um 45° nach oben geschwenkt. Dank Nodalpunktadapter ohne Parallaxenfehler
Kamera um 45° nach oben geschwenkt. Dank Nodalpunktadapter ohne Parallaxenfehler

Der Vordergrund (mit um 45° nach unten geschwenkter Kamera) folgt als letzes, da es hier keine Sternenbewegung gibt.
Eine Aufnahme des Nadir-Punktes, also des Gegenstücks zum Zenit, wird tagsüber freihand gemacht, nachts ist das jedoch unmöglich. Ich verzichte daher auf diesen Bereich und fülle das relativ kleine Loch entwedder mit einem Logo, belasse es schwarz oder nutze den Kopierstemepel bzw. das Werkzeug ‘Fläche füllen’ in Photoshop.

Zusamengefasst
– Startpunkt gegenüber des ‘point of interesst’
– Erste Reihe horizontal, zweite Reihe nach oben. Dann Zenit, zuletzt dritte Reihe nach unten.
– Nadir entfällt nachts.


April 2018 Ins Bild klicken und Maus bewegen.

4. Nachbearbeitung

Die Nachbearbeitung der Einzelbilder hin zu einem Panorama erfolgt in wenigen Schritten. Die können durchaus zeitaufwändig werden, manchmal gelingt es jedoch auch mit nur wenigen Klicks.

Die einfache Methode: Automatisierte Panoramaerstellung

Bilder in Lightroom, Photoshop oder einem beliebigen Panorama-Programm auswählen.
Automatisch zusammensetzten lassen.
Fertiges Panorma erhalten und darauf normale Bildentwicklung und Bearbeitung anwenden.
Das ist der Idealfall, der bei kleineren Panoramen und vor allem Tagüber meistens recht gut funktioniert.

Sollte das jedoch nicht funktionieren (und das kann bei Sternen und/oder 360°-Panoraman schnell passieren), gibt es andere Möglichkeiten. Meine Herangehensweise ist folgende:

(Teil-)manuelle Panoramerstellung

– Bild mit dem wichtigsten Bildinhalt in Lightroom entwickeln
Hier wähle ich das Bild, das im Panorama das interessanteste ist, sozusagen den ‘Eyecatcher’, aus. Ich entwickle es moderat und nutze hierbei nur die Entwicklungsschritte, die ich auf alle Einzelbilder übertragen kann. Daher verwende ich keine Verlaufsfilter, Korrekturpinsel oder andere selektive Korrektureneinstellungen. Schärfe und Rauschreduzierung nutze ich zurückhaltend.
Alle noch fehlenden Entwicklungsschritte erfolgen nach der Erstellung des Panoramas.
– Entwicklungseinstellungen auf alle Bilder übertragen
Jetzt übertrage ich die Entwicklungseinstellungen des ‘Master-Fotos’ auf alle anderen Teilbilder des Panoramas.
– Als 16bit tif exportieren
Ich exportiere die Bilder (fast) verlustfrei als 16bit tif-Dateien. So ist es mir möglich später mit möglichst rohen Daten weiter zu arbeiten.
– Mit PTgui oder hugin (automatisch) verbinden
Nun lade ich die Bilder in PTgui/hugin (der Stiching-Software) und lasse sie automatisch verbinden, so es dem Program gelingt.
Selbst wenn das PTgui/hugin schafft, setze ich grundätzlich manuelle Kontrollpunkte. Dabei achte ich darauf, dass sowohl im Vordergrund, am Horizont, als auch im Himmel zumindest einige (3-5) Kontrollpunkte vorhanden sind. Bei Sternen setze ich vor allem in der Nähe der Ecken und im Zentrum der Bilder Punkte.
– Ergebnis betrachten und verbessern
Zeigt mir PTgui/hugin nun ein Resultat achte ich zunächst auf die korrekte Überlappung. Das Program bietet verschiedene Ansichten, um die Überlagerungen anzuzeigen.
Falls Fehler aufgetreten sind, setze ich weitere Kontrollpunkte. Sind die Einzelbilder richtig zusammen gesetzt, markiere ich unerwünschte Bildbereiche (z.B. ein Flugzeug), um sie, wenn möglich, durch einen anderen Bildteil ersetzen zu lassen.
Zuletzt entscheide ich mich noch für eine geeignete Art der Projektion. Ob ich das Bild als normales Flächenpanorama, als interaktives 360°-Kugelpanorama oder als ‘Kleiner Planet’ ausgebe, entscheide ich nach persönlichem Geschmack.
– Panorama in LR oder Photoshop fertig entwickeln und nachbearbeiten.
Ich speichere das fertige Panorama erneut als unkomprimierte 16bit tif-Datei und bearbeite es nun in einem beliebigen Bildbearbeitungsprogram weiter.

(Interaktives) Panorama veröffentlichen

Panoramen, die nur einen Ausschnitt der Umgebung zeigen, kannst Du wie jedes andere Bild drucken, per email versenden, auf Deine Internetseite laden oder in einem beliebigen Netzwerk teilen.
Dein 360°-Panorama kannst Du nun natürlich auch veröffentlichen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:
1) als flash oder html5 auf dem eigenen Server ablegen und der eigenen Internetseite/dem eigenen blog veröffentlichen
2) auf eine frei zugänglichen Plattform laden und den link teilen bzw. auf der eigenen Seite einbinden
3) direkt bei Facebook posten. Dazu habe ich einen eignen Artikel geschrieben: In wenigen Schritten zum 360°-Panorama bei Facebook

Der wichtigste Tipp zum Schluss

Geh einfach raus! Probier es aus, teste! Und hab Spaß dabei!
Eine Nacht unter den Sternen soll ja vor allem Freude bereiten. Das Fotografieren darf darum nicht von der Schönheit der Nacht und dem besonderen Moment unter dem grandisosen Sternenhimmel ablenken.
Nimm Dir Zeit, um zu schauen, nicht nur durch den Sucher und um zu staunen!

Freundliches Schlusswort

Ich hoffe sehr, dass Dir meine Anleitung oder ‘das Tutorial’ zur Panoramaerstellung mit Milchstraße und Sternenhimmel gefallen hat. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung und vor allem viel Spaß und Freude.
Wenn Du magst, kannst Du mir gern ein Ergebnis zusenden oder einen Link mit mir teilen (hier oder auf meiner Facebook-Seite). Darüber freue ich mich sehr! Gerne verlinke ich Dein Bild und Deine Seite dann hier.

Ist etwas unklar geblieben oder fehlt Dir eine Information? Zögere nicht zu fragen. Dafür gibt es die Kommentarfunktion. Die kannst Du allerdings auch nutzen, wenn Du keine Frage hast, sondern Etwas ergänzen möchtest oder einfach Danke sagen willst. Denn darüber freut sich jeder Blogger.

Anmerkung

Möglicherweise ist Dir aufgefallen, dass einige Links ins Leere laufen. Tut mir leid, dass ich Dich da enttäusche. Diese Seite ist noch ganz neu und vieles im Entstehen.


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6 Gedanken zu „360° Panorama der Milchstraße“

  1. Prima erklärt, jetzt ist der Rucksack gepackt und nachher um 1 Uhr geht es los. Im hellen hat es funktioniert, jetzt bin ich gespannt und werde einige deiner Tips zu Herzen nehmen. Danke für die ausführliche Berschreibung.

    Antworten
  2. Bei Lightroom wird es schwierig sterne zu eibem panoramabilder zusammen zu fügen. Die Sterne bewegen sich. So findet Lightroom keinen überlappende punkt wie bei einem panoramabild am tag. Das gleiche hat man aber auch am tag wenn man den Himmel versucht zu einrm panorama zusammen zu stellen. Habe es probiert und bin im lightroom gescheitert. Er setzt Bilder nit nur himmel oder sterne nicht zusammen.

    Antworten
    • Das stimmt.
      Lightroom ist dafür einfach nicht gemacht. Die Panorama-Engine, also der Berechnungscode im Programm ist bei Lightroom ausgesprochen schlecht. Es ist eine Funktion, die bei Lightroom erst sehr spät hinzugefügt und niemals perfekt wurde.
      PTGui gibt es seit mindestens 2006 und dieses Programm macht nix, außer Panoramen zu vereinigen – das aber dafür hervorragend.

      Antworten

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