[525 mm] – [VUL]
Cr 399 – Der Kleiderbügel

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Aufnahmedaten

Weitere Bezeichnungen und Objekte Collinder 399, Sharpless 83, NGC 6802, LDN 730, 755…
SternbildVulpecula / Füchschen
Datum23.07.2022
OrtUmbrien – Italien – 1570 müNN – 21,45 mag
KameraOmegon VeTec 410 (Fullframe) @-5°
OptikOmegon 107/700 x0,75 –> 525mm /f5
MontierungiOptron GEM45G
Belichtungszeit35*300 Sek = Summe: 2h + 55 min.
Weiteres?Wie üblich: Ohne Filter. NINA + phd² / Norden ist unten!

Ein Kleiderbügel in der Milchstraße

Oder: “Das zweite First Light”.

Intro:
Ein neues Teleskop und eine neue Kamera.
Von mir eigentlich nicht als ‘Team’ geplant. Aber da beide neu waren, durften sie in dieser Astrowoche gemeinsam arbeiten…
➡️ Das hier ist das zweite von 3 Bildergebnissen.

Der Zeitraum zu Neumond Ende Juli 2022 war in den Alpen sehr unbeständig und so entschloss ich, mal wieder nach Italien zu fahren.
Erstmalig zu einem neuen (noch unbekannten) Standort. Hoch oben in den Bergen Umbriens auf fast 1600 m.
Ich erhoffte davon: Einen (für italienische Verhältnisse) dunklen Himmel, einigermaßen kühle Temperaturen, viele wolkenfreie und vor allem auch lange Nächte.
Ende Juli sind in Zentralitalien schon fast 6 Stunden astronomische Nacht. In Süddeutschland nicht mal vier.

Das Bild:
Nachdem (entgegen meiner Erwartung) die gesamte Technik auf Anhieb funktionierte und ich mein erstes Objekt (siehe hier: Das echte First Light) im Kasten hatte, schwenkte ich das Teleskop um.
Ziel war der Kleiderbügel; Collinder 399. Eine zufällige Gruppe heller Sterne, die ein wenig wie ein Kleiderbügel aussieht.

Ich hatte gleich vier Gründe:
1. Wollte ich ein Ziel, das auch mit wenig Belichtungszeit interessant wirken könnte.
2. Erschien der Kleiderbügel als geeignetes Objekt, um den Artikel über Sternbilder und Asterismen zu illustrieren.
3. Hatte ich entschieden, einen Artikel über das Sternbild Füchschen/Vulpecula zu schreiben.
4. Finde ich die Region einfach interessant und hübsch. Es muss nicht immer ein heller Nebel sein.

Was sieht man:
Sicherlich fällt die markante Sternengruppe, der Kleiderbügel, sofort auf.
Mein Bild steht auf dem Kopf, Norden ist also unten. Aber Beobachter mit Spiegelteleskopen sehen im Regelfall auch alles kopfüber (also seiten- und spiegelverkehrt), sodass visuellen Astronomen natürlich rasch der Begriff ‘Kleiderbügel’ in den Sinn kam.

Gelistet ist diese Sternengruppe in keinem der gängigen, alten Astrokataloge (Messier, NGC, IC…), aber in einem der beiden bekannten Katalogen von Sternhaufen: Im Collinder-Katalog, den Per Collinder 1931 erstellte. Er trägt dort die Nummer 399.
Früher ging man davon aus, dass die Sterne tatsächlich ein echter offener Sternhaufen wären. Doch aktuelle Messungen zu Bewegungsrichtungen und Entfernungen zeigten, dass es sich nur um eine zufällige visuelle Gruppe handelt. Die Sterne stehen in keinem Zusammenhang.

Neben Cr 399 finden sich dort noch weitere Sterne; sehr sehr viele Sterne.
Klar, wir befinden uns hier schließlich mitten im Band der Milchstraße. Mit NGC 6802 ist da allerdings auch ein echter Sternhaufen zu sehen, der deutlich kompakter wirkt.

Darüber hinaus ist diese Region der Milchstraße durchzogen von (meist dunklen) Nebelgebieten.
Sie sind vor allem im LDN (Lynds’ Catalogue of dark nebula) gelistet. Zwei besonders schöne Exemplare zeigt die dritte Aufnahme dieser Astrowoche.
Die große Menge interstellarer Materie im Band der Milchstraße sorgt dafür, dass die Sterne insgesamt einen goldenen Schimmer aufweisen. Persönlich finde ich das in der Bildbearbeitung immer sehr herausfordernd, da es meinem Gefühl widerspricht, was ‘richtig’ ist. Aber jedes Mal muss ich auf’s Neue akzeptieren, dass ich nicht gegen den ‘goldenen Staub’ ankämpfen kann. (Das zeigt auch diese Aufnahme im Sternbild Adler.)

Zuletzt gibt es ganz im Zentrum noch einen kleinen roten Farbtupfer: Ein winziger Nebel, der von Steward Sharpless in seinen Katalog aufgenommen wurde und dort die Nummer 83 trägt.

Fazit:
– Ein schönes, vielfältiges Bildfeld.
– Trotz nur rund 3 Stunden Belichtungszeit wirken die Dunkelnebelstrukturen gut und sind nicht verrauscht.
Klar, realistisch betrachtet sind 3 Stunden recht wenig. Und klar, ich habe das Bild schon etwas weiter gestreckt als ihm guttut. Dennoch finde ich es gut so, denn es zeigt einfach, was dort ist.
– Ein zufriedener Astrofotograf mit der neuen Kamera und dem neuen Teleskop.

Das First Light (Nebel im Schützen) kannst Du hier sehen.
Die dritte Aufnahme (weitere Strukturen im Füchschen) dann hier.


Hier nun einige Bilder im Anhang:

  • Zunächst das hier besprochene Bild und dasselbe mit Objektbezeichnungen
  • Der Kleiderbügel-Asterismus

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