Hallo und schön, dass Du vorbeischaust!

Sternzeichen und Sternbild sind Bezeichnungen, die Anfänger oft etwas verwirren. Doch auch vielen Hobby-Astronomen ist nicht 100%ig klar, was ganz genau ein Sternbild eigentlich ist.
Hinzu kommen noch die Begriffe Asterismus und Figurenzug, die weitaus weniger bekannt ist.

In diesem Bericht möchte ich ein wenig Klarheit in die ganze Sache bringen.
Ich bin dabei recht überzeugt, dass auch so mancher Astrofotograf, der jetzt noch sagt: “Weiß ich schon alles!”, feststellen wird, dass es doch noch einiges Neues zu erfahren gibt.


Kennst Du als Hobby-Astronom diese Wörter wirklich?

Weißt Du, was sie bedeuten? Und wie sie definiert sind?

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Ich nutze diese Begriffe in jedem meiner Artikel zu Sternbildern und jedes Mal muss ich auf’s neue beschreiben, wovon ich da eigentlich rede. Denn die Wörter sind weit weniger klar, als man vielleicht annehmen könnte.
Gerade der Begriff Asterismus gehört wahrlich nicht zu den gängigen Worten der deutschen Sprache.
Frag’ mal im Freundeskreis, was das sein könnte. Du wirst die lustigsten Aussagen bekommen, aber kaum einer wird die richtige Antwort wissen.

Doch auch die sehr ähnlich klingenden Wörter Sternzeichen und Sternbild sind vielen nicht wirklich klar.
Und auch einige Astrofotografen, haben oft nur eine grobe Ahnung und manchmal auch falsche Vorstellung davon, was genau ein Sternbild eigentlich ist.
Kannst Du mit einem einzigen Satz genau definieren, was der Begriff Sternbild bedeutet?



In dieses ganze Chaos bringen wir nun ein wenig Struktur rein.

Für den Anfang zeige ich Dir mal eine grafische Darstellung des Sternbildes Orion (also kein Foto)
Und zwar nach dem Inhaltsverzeichnis.

Bitte:
Überlege kurz, was Dich gleich erwarten wird! Was werde ich Dir zeigen? Wie wird die grafische Darstellung des Sternbilds Orion wohl aussehen?
Denk’ kurz nach! Hast Du eine Idee? Wie werde ich das Sternbild Orion wohl darstellen?

Natürlich möchte ich, dass Du weiter liest – darum provoziere ich Dich mal und behaupte:
“Du hast keine Ahnung, was ein Sternbild wirklich ist und wie man es darstellen kann!”


Zum Aufbau dieses Berichts:

1. Die Ursprünge – Muster am Himmel

2. Sternzeichen oder Sternbild
Phantasie ist keine Realität
Sternzeichen und Astrologie
Sternbilder und Astronomie

3. Asterismus
Erklärung
Beispiele

4. Heutige Bedeutung der Sternbilder für die Astronomie

5. Spielerei:
Finde Dein “echtes” Sternzeichen!

6. Fazit und freundliches Schlusswort

Hier folgt nun – wie versprochen – die grafische Darstellung des Sternbildes Orion.
Voilà:

Schau bitte nicht so verwundert! 😉
Das ist eine korrekte Darstellung des Sternbilds Orion, gemäß der offiziellen Definition der internationalen astronomischen Union IAU.
Ich wüsste nicht, wie man ein Sternbild anders darstellen sollte. Zumindest dann nicht, wenn man sich streng an die Definition halten will.
Und genau das will ich hier machen.

Wenn Du jetzt sagst:
“Hä? Das ist doch nur ein komischer, eckiger Kasten.
Ich kenne Orion, das Sternbild schaut ganz anders aus”, dann hast Du nur so halb recht.

Du denkst wahrscheinlich an ein hübsches Linienmuster, das ungefähr so ausschaut, wie ein Krieger mit einem zum Kampf erhobenen Arm.
Doch da muss ich Dich enttäuschen: Das ist kein Sternbild!
Zumindest nicht gemäß der Definition.

Vielleicht hast Du nun ja Lust, ein wenig weiterzulesen?
Falls ja, dann tauchen wir zuerst mal kurz in die Ursprünge der Muster am Himmel ein.

Die Ursprünge – Muster im Himmel

Der Sternenhimmel ist seit jeher ein Teil unserer Kultur; bereits früh fingen Menschen an, den Himmel genauer zu beobachten.
Die sich im Jahresverlauf wiederholenden Vorgänge, das Kommen und Gehen einzelner Sterne und Planeten, wurde rasch zu einem wichtigen Anhaltspunkt für viele Bereiche:
Orientierung bei Jagdzügen, Navigation auf den Meeren, Aussaatzeiten, Abläufe in Religion und Staatswesen…
Überall auf der Welt nutzten Menschen die Sterne und ihren wiederkehrenden Rhythmus.

Die Beobachtung des Nachthimmels ermöglichte Orientierung; Orientierung im Raum, aber vor allem in der Zeit.

Das Bestimmen der Zeit war ausschließlich anhand des Himmels möglich und z.B. für Aussaatzeiten des sesshaft gewordenen Menschen eine Notwendigkeit.

Quelle / Source: https://articles.adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-iarticle_query?1998JBAA..108....9R&data_type=PDF_HIGH&whole_paper=YES&type=PRINTER&filetype=.pdf
Ägyptischer Tierkreis aus dem Jahr 37

Uns sind heute die sogenannten “antiken griechischen Sternbilder” am geläufigsten.
Doch überall, beispielsweise auch im chinesischen Kulturraum oder in den antiken Kulturen in Mittel- und Südamerika wurden Sternbilder erschaffen und der Himmel sortiert.

Die Zwecke waren immer dieselben:
Menschen hatten erkannt, dass der Himmel einem wiederkehrenden Muster folgt und dass ihnen genau diese Regelmäßigkeit ein natürliches Ordnungssystem für alles Mögliche gab.

Menschen suchen wiederkehrende Muster, Systeme und Regelmäßigkeiten – Menschen ordnen und kategorisieren

Über die Anfänge der Himmelskartografierung und die ältesten erhaltenen Sternenkataloge aus der Bronzezeit habe ich im ersten Artikel der Serie “Ordnung im Objektgewimmel – die Entstehung und Geschichte der Deep-Sky-Kataloge” einiges geschrieben.

Dabei wurde klar:
Es liegt einfach in der Natur des Menschen, Dinge zu ordnen. Wir suchen Regeln, Systeme und Muster.
Sie erleichtern es, uns Dinge besser merken zu können und unsere Umwelt zu begreifen. Ordnungssysteme und Strukturen ‘entlasten’ unser Gehirn.

Wir erkennen echte Muster und (er-)finden sie. Allerdings auch da wo es keine gibt.
Das hilft uns Unerklärliches (aber auch Beängstigendes) begreifbar zu machen und ihm einen Sinn zu verleihen.

Und was liegt da näher, als aus zufällig beisammen stehenden Sternen Muster zu erschaffen?
Was liegt näher, als (lehrreiche) Geschichten, Mythen und Märchen mit diesen Mustern zu verknüpfen?
⇒ Was liegt näher als Unerklärliches mit bestimmten Mustern und wiederkehrenden Systemen am Himmel zu verbinden?

Der Sternenhimmel ist schließlich immer da, für jeden zugänglich und doch so unendlich weit weg, dass er unerreichbar bleibt.


In diesem Spannungsfeld zwischen
a) der menschlichen Phantasie,
b) dem Wunsch sich etwas zu merken,
c) dem Wunsch zu verstehen,

d) der Suche nach Sinn im Unerklärlichen und
d)
dem Zweck sich in Raum und Zeit zu orientieren
entstanden also erste Muster aus Sternen und Geschichten.

Sie haben also gleich mehrere Funktionen.
Sie sind dabei die Basis der heutigen Sternbilder, der Sternzeichen und von vielen gebräuchlichen Asterismen.

Sternzeichen oder Sternbild?

Phantasie ist keine Realität

Zunächst muss man sich klarmachen, dass es weder Sternzeichen noch Sternbilder wirklich gibt. Sie entspringen unserer Phantasie.

Egal ob wir einzelne Sterne in Gedanken mit Linien verbinden oder ob wir ganze Himmelsbereiche zu einer Region zusammenfassen.
Die Sterne stehen nur zufällig, nur aus unserem Blickwinkel und auch das nicht wirklich dauerhaft so am Himmel, wie wir sie sehen.
Es ist egal, ob wir uns an die wissenschaftliche Definition halten oder an eine andere (mythische, religiöse…) Beschreibung.
Alles sind nur Erfindungen, nichts davon gibt es am Himmel wirklich!

Was es allerdings gibt ist die menschliche Kulturgeschichte:
Klassische Mythen, verschiedenste Religion mit all deren Traditionen und Überlieferungen, althergebrachte astrologische Versuche, die Welt zu erklären, aber auch moderne pseudo-wissenschaftliche Weltbilder, oder Aberglaubenssysteme, die einer Überprüfung niemals standhalten.

Und es gibt wissenschaftliche Definitionen, anwendungsgebundene Abmachungen/Übereinkünfte.
Also Festlegungen, die für die wissenschaftliche Astronomie einen vollkommen anderen Zweck erfüllen, als die althergebrachten Mythen und Legenden.

Sternzeichen und Astrologie
Aberglaube und Pseudo-Wissenschaft

Der Begriff Sternzeichen gehört zu den Mythen und Legenden der Astrologie. Einem (Aber-)Glaubenssystem im pseudo-wissenschaftlichen Gewand.
Ein Glaubenssystem, das eigentlich schon überholt war, (aus gutem Grund) fast in Vergessenheit geriet und vor über 200 Jahren als ‘veraltet’ aussortiert wurde.
Man wusste nun mehr und man wusste es besser. Die Astrologie verlor ihre Daseinsberechtigung.

Doch in den letzten 100, vor allem aber den letzten rund 50 Jahren wurde der Aberglaube ‘wiederbelebt’.
Das begann rund um 1920 und intensivierte sich dann mit den New-Age-Bewegungen der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
(Vor allem auch mit der falschen Annahme, dass ein neues Stern-Zeitalter, ein ‘New Age’, nämlich das Wassermann-Zeitalter – the age of aquarius – hereinbrechen würde.)
Die ‘moderne’ westliche Aberglaubens-Astrologie, blickt also nicht auf eine kontinuierliche Tradition zurück. Sie ist ein vergleichsweise neuer Aberglauben, der gemeinsam mit anderen längst überholten, aber neu zusammengestückelten Denkmustern erschaffen wurde.

Früher, in vorwissenschftlicher Zeit, war Astrologie einmal der ehrliche Versuch Wahrheit zu erlangen.
Heute ist es ein eigener Wirtschaftszweig, der “Lebenshilfe-Industrie”, die leichtgläubigen Mitmenschen das Geld aus der Tasche zieht. Wobei viele Astrologen, das, was sie da machen wirklich glauben, ohne boshafte Scharlatane zu sein.

Wie soll ein Gasball oder Steinbrocken in Milliarden km Entfernung unser Schicksal beeinflussen?
Und warum überhaupt?

Es gibt sehr viele Studien zur Astrologie. Jede einzelne beweist, dass Astrologie absolut keine zutreffende Aussage über den Charakter oder die Zukunft eines Menschen machen kann.

Wie auch?
Das ganze Konzept, dass irgendwelche Steinbrocken oder Ansammlungen von Gasen, die sich in Milliarden Kilometern Entfernung im All befinden, unseren Charakter oder gar unser Schicksal beeinflussen könnten, entbehrt jeder Logik.
Wie diese Sterne und Planeten auf uns wirken sollen, wird nicht und kann nicht erklärt werden. Und auch nicht, warum sie auf uns wirken.
Kurz: Astrologie ist ein veraltetes Aberglaubenssystem, eine überholte Lehre und maximal eine Pseudowissenschaft, wobei es eigentlich nicht mal dafür reicht.

Der Begriff Sternzeichen hat in der wissenschaftlichen Astronomie (und der Astrofotografie) nichts zu suchen. Es ist ein Wort aus der Astrologie.
Genauer aus den Klatschspalten der Boulevardpresse, denn:
Und auch die ‘seriöse’ Astrologie nennt es nicht ‘Sternzeichen’, sondern nutzt den Begriff Sonnenzeichen.
Dein Sternzeichen ist also Dein Sonnenzeichen!
Eine unterhaltsame Legende, ohne jeden Wahrheitsgehalt.

Dein Sternzeichen wird durch die Region am Himmel bestimmt, in dem die Sonne am Tag der Geburt steht; Darum heißt es eigentlich Sonnenzeichen.
Das Problem dabei:
Die Astrologie nutzt nicht den aktuellen, echten Himmel. Sie nutzt einen festgelegten Himmel, der sich vor ca. 2000 Jahren von der Realität entkoppelt hat.
Darum sagen Astrologen: “Barack Obama hat das Sonnenzeichen Löwe”, während die die Sonne am echten Tag seiner Geburt am 04. August 1961 (also nicht vor 2000 Jahren) an einer ganz anderen Himmelsregion stand: Vor den Sternen des Krebs.

Das macht die Astrologie noch viel unsinniger. Dieses absurde System führt dazu, dass Astrologen beispielsweise behaupten “Venus steht in der Wage”, während man an den Himmel blicken kann und Venus eindeutig vor den Sternen der Jungfrau steht.

Etwas ganz anderes als die Sonnenzeichen ist der astronomische Begriff des Sternbildes:

Sternbild
Hilfreiches Konstrukt der Astronomie

Der Begriff Sternbild ist von der Astronomie fest definiert. (Siehe unten)
Es gibt die ‘astronomischen Sternbilder’ dabei natürlich genauso wenig wie die astrologischen Stern- oder Sonnenzeichen.

Die Sternbilder sind einfach eine Übereinkunft, ein Regelwerk, um den riesig erscheinenden Himmel in ‘handliche Einheiten’ zu unterteilen. Ein einfaches Hilfskonstrukt.
Sternbilder dienen einfach der Verständigung unter Wissenschaftlern – sie sind eine sprachliche Hilfe, um eine Region am Himmel zu bezeichnen:
“Der Stern befindet sich im Sternbild Ursa major” – jeder Astronom weiß sofort, welches Gebiet am Himmel gemeint ist.
(Genauso hat jeder der helleren Sterne das Sternbild in seinem Namen. Abgekürzt mit drei Buchstaben. Somit weiß jeder Astronom, wo sich ein Stern befindet, wenn er den Namen ließt: “α Sco” befindet sich im Feld des Skorpions.)



Sternbilder – Die astronomische Definition

In der Wissenschaft geht es um Präzision, um Genauigkeit.
Um miteinander kommunizieren zu können, muss klar festgelegt sein, wovon man da redet.
Je tiefer die Astronomie ins All blickte, desto klarer wurde, dass man eine Übereinkunft brauchte, um Orte am Himmel anzugeben.
Denn bisher gab es kein Regelwerk, das festlegte, wo ein Sternbild begann, wo es endete und wo das nächste begann. Obendrein gab es noch nicht einmal eine Übereinkunft, welche Sternbilder es überhaupt geben sollte. Jeder konnte sich neue Sternbilder ausdenken und sie am Himmel verorten.
Gleichzeitig wurden aber veränderliche Sterne, Novae und weitere Objekte bzw. Erscheinungen am Himmel nach dem jeweiligen Sternbild benannt.
Somit war klar:

Sternbilder mussten klar festgelegt werden

Anfang der 1920’ger Jahre einigte sich die internationale astronomische Union (IAO) darauf, diese Aufgabe anzugehen.
Bei der ersten Versammlung 1922 verständigte man sich zunächst auf 88 Sternbilder. Nur diese sollten von nun an gültig sein.
1925 beschloss man dann, diesen Sternbildern genaue Orte, besser gesagt Grenzen zuzuweisen. Es wurde beschlossen, dass diese Grenzlinien rechtwinklig entlang der  Rektaszensions- und Deklinationslinien verlaufen sollten.
1928 war es dann soweit: Der gesamte Himmel war in 88 feste Felder aufgeteilt:

Die IAO hatte den zuvor nur ungefähr festgelegten Sternbildern klare Grenzen verpasst!
Dies sind die 88 offiziellen Sternbilder (engl. constellations).
Alle Sterne innerhalb der Grenzen gehören somit zu dem jeweiligen Sternbild.

Definition in einem Satz:

Ein astronomisches Sternbild ist ein Abschnitt des Himmels innerhalb klarer Grenzen anhand festgelegter Koordinaten.

Der Begriff Sternbild bezeichnet also nicht ein Muster aus Sternen! Darum hat sich die IAO nie gekümmert. Es gibt keine Regeln oder Festlegungen für Sternenmuster.
Ein Sternbild hat keine Stern-Verbindungslinien, keinen Wiedererkennungswert. Es ist ganz simpel eine Region, ein Feld am Himmel. Begrenzt durch (fast) willkürlich gezogene Außengrenzen.
Diese astronomischen Sternbilder basieren dabei (auch) auf den Traditionen und der Vergangenheit, haben aber eigentlich nichts damit zu tun.

Astronomische Sternbilder, so wie sie die Wissenschaft nutzt, haben keine Mythen, keine Bedeutung, keinen tieferen Sinn.

Zusammenfassend:

✷ Ein astronomisches Sternbild ist eine Region, man könnte auch sagen eine Fläche, ein Bereich am Himmel, der klar festgelegte Grenzen hat.
✷ Ein Sternbild hat und ist kein Muster!
✷ Ein Sternbild ist eine Region mit Außengrenzen!

Man kann sich das sehr einfach vorstellen:
Die Erde ist eine Kugel, die man als kugeligen Globus zeigen kann. Aber genauso ist es möglich, sie flach auf Landkarten darzustellen. Die einzelnen Landmassen bestehen aus Ländern mit Grenzen.

So wie man die kugelförmige Erde flach auf einer Weltkarte zeigen kann, so kann man auch den Himmel flach auf einer Karte zeigen.
Und diese flache Landkarte (nein: Himmelskarte), kann man dann aufteilen. Man nimmt ein Lineal und einen Stift und zieht Grenzen.
Hat man das für den gesamten Himmel gemacht, so hat man einzelne Bereiche, quasi einzelne Länder!
Und diese Bereiche, diese Regionen, die “Himmels-Länder“, das sind die internationalen Sternbilder.

alle 88 offiziellen Sternbilder, Sternzeichen der IAO am Himmel als Übersicht, mit Sonnenbahn, Tierkreis, Ekliptik

Die “Landkarte” aller 88 offiziellen Sternbilder
Zentral der Tierkreis mit der Sonnenbahn in zwei Blautönen. Sternbilder des Nordhimmels in kühlen, Sternbilder des Südhimmels in warmen Farben

Wenn Du Dir diese Karte aller Sternbilder ansiehst, so erinnert Dich das möglicherweise wirklich an eine Landkarte.
Doch anstelle der “kugeligen Erde” handelt es sich hier um die flache Darstellung der “Himmelskugel”, die uns umgibt.
Die Karte der USA, mit ihren nicht gewachsenen, sondern am Schreibtisch erschaffenen Grenzen der Bundesstaaten sieht schon sehr ähnlich aus:

Staaten der USA
(Bildquelle: “A map of the USA with state names” @wikimedia CC BY-SA 3.0)

Betrachtet man nur einen Ausschnitt des Himmels und zeichnet dort die Sternbildgrenzen + einige Sternlinienmuster ein, so wirkt das deutlich weniger abstrakt:

Sternbilder am Winterhimmel: Wagenlenker, Fuhrmann und Stier mit Sternbildgrenzen und Asterismen.

Sternbilder am Winterhimmel
In Gelbbraun die Grenzen und als grüne Linien die traditionellen Sternlinienmuster der Sternbilder Wagenlenker (Fuhrmann) und des Stiers.
(diese Grafik entstammt dem Artikel zum Sternbild Wagenlenker (Fuhrmann), welches farbig hinterlegt ist.)

Hier ein Foto aus dieser Grenzregion.
Ein Großteil des Bildes befindet sich im Feld des Wagenlenkers (Auriga), der rechte untere Bereich hingegen im Feld des Stiers (Taurus):

In dieser Aufnahme rund um das Sternbild Skorpion wird deutlich, dass der schöne, blaue Rho Ophiuchi Reflexionsnebel, genauso wie die markanten Dunkelnebel, tatsächlich nicht zum Sternbild Skorpion gehört, wenngleich er meist (auch von mir) ganz simpel zu “den bunten Nebeln im Skorpion” gezählt wird.
Der Rho Ophiuchi Nebel ist Teil des Schlangenträgers (Ophiuchus) und, wie üblich, nach dem hellen Stern benannt, der sich dort befindet: ρ Oph (Rho Oph)

Warum wurden diese modernen Sternbilder erschaffen?

Die genaue Grenzziehung war für verschiedene astronomische Gebiete notwendig.
U.a. bei der Beobachtung von Meteoren, beim Studium von variablen Sternen oder Novae. Denn allesamt werden nach dem jeweiligen Sternbild benannt.
Das ist allerdings nur möglich, wenn es klare Sternbildgrenzen gibt.

Die Sternbilder, genauer die Grenzen, sind einfach nur eine hilfreiche eine Übereinkunft, um Orte/Stellen am Himmel zweifelsfrei angeben zu können.

Wichtig zu merken:

✷ Ein Sternbild ist eine Himmelsregion mit festen Außengrenzen.
✷ Ein Sternbild ist kein aus Sternen erdachtes Muster.

Du wirst also niemals “ein Sternbild” am Himmel erkennen können!
Also das genaue Sternbild (die Gesamtfläche mit seinen Grenzen).
Alles, was Du findest, ist die ungefähre Region des Sternbildes. Und das machst Du über Dir bekannte Sterne oder Muster aus Sternen, die Du in Deiner Fantasie bildest.

Asterismus – Das Sternlinen-Muster

Collinder 399 – der Kleiderbügel
Ein kleiner Asterismus im Sternbild Füchschen/Vulpecula
106/700 Apo mit 0,75-Reducer auf 525 mm @f/5 – Omegon VeTech 410 (Fullframe) – iOptron GEM45G – ~2,9h aus 35x300sec

Ein Asterismus ist ein beliebiges Muster, das wir (meist phantasievoll) aus beliebigen Sternen bilden. Ein anderes, nicht gebräuchliches Wort wäre “Figurenzug”.
Viele dieser Muster haben eine jahrtausendealte Tradition; sie sind die Basis der astrologischen Stern- bzw. Sonnenzeichen und auch der modernen Sternbilder, also der Himmelsregionen mit ihren Grenzen.

Die Asterismen, die Sternlinen-Muster sind also das, was die meisten Sternbild nennen.

Nur stimmt genau das nicht! (Gemäß der IAO-Definition eines Sternbilds als Himmelsregion.)
Und: Es gibt viele bekannte Asterismen, denen kein Sternbild zugrunde liegt.

Zu jedem Sternbild (der Region am Himmel) gibt es mindestens einen traditionellen Asterismus – ein Sternlinienmuster.
Aber nicht jeder Asterismus bezieht sich auf ein Sternbild.
Es gibt Asterismen, die über mehrere Sternbildgrenzen hinweg gehen und winzige Asterismen, die man nur mit Ferngläsern sehen kann.


Es gibt dabei keine Regeln, keine Vorgaben, wie solche Muster auszusehen haben.
Und auch keine Regeln, welche Sterne zu einem Asterismus gehören.
Jeder kann da seiner Phantasie freien Lauf lassen.
So gesehen gibt es unendlich viele Asterismen. Genau so viele, wie unsere Phantasie ersinnen kann.

Hier je drei mögliche Asterismen innerhalb der Sternbilder Skorpion und Eidechse.
Die Sternbilder, also die Himmelsregionen mit ihren Grenzen, bleiben (da sie festgelegt sind) immer gleich. Für die Muster (Asterismen) gibt es keine Regeln, alle sind gleich richtig.

Der Skorpion-Asterismus wird meist mit drei ‘Strichen’ dargestellt.
Allerdings findet sich auch die Version in der Mitte (die mich an einen Hammerhai erinnert) und die eigentlich treffendere Darstellung mit zwei Scheren, wie sie ein Skorpion auch wirklich hat.

Der Asterismus für die Eidechse wird meistens sehr simpel gezeichnet: Eine Raute mit Schwanz.
Ich selber nutze das mittele Muster, denn ich finde, dass eine Eidechse einen Körper braucht. Den letzten Asterismus findet man fast nie. Aber irgendwie ist das die niedlichste Darstellung einer Eidechse.

Zu beiden Sternbildern gibt es eigene Artikel, die sowohl die Herkunft bzw. die antiken Mythen beschreiben, als auch die Deep-Sky-Objekte, die man im jeweiligen Sternbild (also innerhalb der Grenzen) findet.
Zum Sternbild Skorpion
Zum Sternbild Eidechse (Den Artikel zur Eidechse, kann ich gerade hier sehr empfehlen. Er passt thematisch hervorragend. Gerade auch, weil die Eidechse ein ‘neu erfundenes’ Sternbild ist und beinahe ein Wassermolch geworden wäre.)

Der Asterismus der Eidechse mit Teilen anderer Figurenzüge: Oben rechts beispielsweise ein Schwanenflügel, oben links ein Teil des Kepheus.
Canon 6Da – Samyang 50 mm – Omegon Minitrack LX3

Der große Wagen – der bekannteste Asterismus

Den großen Wagen kennt wirklich jeder.
Allen, die ein wenig an der Astronomie interessiert sind, ist dabei klar, dass dieses Muster kein Sternbild ist.
Auch wer den Begriff Asterismus nicht kennt, weiß das.
Allgemein ist recht bekannt, dass der große Wagen nur Teil der ‘großen Bärin’ ist.

Dabei gilt aber:
Auch die Linien, die die große Bärin darstellen, sind nur ein Muster, ein Asterismus, kein Sternbild!

Allerdings war dieses Muster die Basis für die Grenzziehung bei der Erstellung des Sternbildes ‘Ursa major’ UMa.
Denn die Grenzen des Sternbildes, bzw. die Himmelsfläche oder -region wurde (wie alle Sternbilder und deren Grenzen) einfach anhand der traditionellen Asterismen festgelegt.

Sternbild und Asterismus tragen daher dieselben Namen, sind aber zwei verschiedene Dinge
Der Figurenzug/Asterismus der großen Bärin und die Himmelsregion/das Sternbild Ursa major.



Das folgende Bild zeigt das alles:
Die (orange-braunen) Grenzen des Sternbildes Ursa major, den Asterismus (grün) der großen Bärin und den Asterismus ‘großer Wagen’ (weiß hinterlegt)

Asterismus, Sternlinien, Muster, Sternbild, Sternzeichen großer Wagen, großer Bär, große Bärin

Das Muster ‘großer Wagen’ oder das Muster ‘große Bärin’ (also die beiden Asterismen) kannst Du problemlos am Himmel finden.
Das Sternbild Ursa major (also die Region mit ihren Außengrenzen) allerdings nicht, bzw. nur mit allergrößter Mühe.

Asterismen und Sternbildgrenzen

Die meisten gängigen Asterismen findet man innerhalb der Grenzen eines Sternbildes.
Klar – wurden doch die Sternbildgrenzen rund um traditionelle Asterismen gezogen.
Doch das ist keine Regel oder Vorgabe!
Ein Stern kann in mehr als einem Asterismus vorkommen und Asterismen können über die Grenzen von Sternbildern hinaus reichen.
Daher können sie riesig groß sein, aber auch so winzig, dass man sie nur mit Hilfsmitteln sehen kann.

Hier jeweils einige Beispiele:

Sterne, die Teil mehrerer Asterismen sind

Elnath (oder β Tau
Hier zeigt die Bezeichnung β Tau, dass der Stern Teil des Sternbildes Stier (Taurus) sein muss. Der Stern befindet sich also im Feld des Stiers.
Dennoch ist er gleich Teil von zwei Asterismen:
1. Als südlichster Stern des sechseckigen Wagenlenker-Asterismus (Sternbild Wagenlenker, Auriga)
2. Als der Stern, der das nördliche Horn des Stier-Asterismus markiert.

Dieses Bild habe ich weiter oben schon einmal gezeigt.
Du findest β Tau, das Horn des Stiers = der Eckstern des Wagenlenkers sicher sofort?!
(Der helle gelbe Punkt, der scheinbar direkt auf der Grenzlinie liegt. Zoomt man in Stellarium sehr weit hinein, so erkannt man, dass der Stern eben ganz knapp neben der Linie liegt; im Feld des Stiers)

Sternbilder am Winterhimmel: Wagenlenker, Fuhrmann und Stier mit Sternbildgrenzen und Asterismen.

Sternbilder am Winterhimmel
β Tau scheint direkt auf der Grenzlinie zu liegen, gehört aber per Definition der Sternbildgrenzen zum Sternbild Stier. Genutzt wird er jedoch für zwei der klassischen Asterismen.

α And (Sirrah/Alpheratz). Dieser Stern ist sogar Teil von drei Asterismen
Auch hier besagt die Bezeichnung α And bereits, dass dieser Stern zu Andromeda gehört, sich also in diesem Sternbild (Himmelsfeld) befindet. Der klassische Andromeda-Asterismus zeichnet daher auch eine Linie zu diesem Stern.
Allerdings ist Sirrah auch Teil des Pegasus’ Asterismus. Das ist ein riesiges Muster, das traditionell aus 14 Sternen gebildet wird und das geflügelte Pferd Pegasus darstellen soll.

Ein Teil des Pegasus’ Asterismus ist wiederum ein eigenes Muster: Das Herbstviereck. Dieser Asterismus umfasst die drei hellsten Sterne des Sternbilds Pegasus und α And, den hellsten Stern des Sternbildes Andromeda.
(So wie der große Wagen Teil des Große-Bärin-Asterismus ist, ist das Herbstviereck Teil des Pegasus-Asterismus)

Asterismen, die über mehrere Sternbilder hinweg reichen

Am bekanntesten sind sicherlich die Jahreszeiten-Asterismen:
Frühlingsdreieck, Sommerdreieck, Herbstviereck, Wintersechseck.
Diese Astersimen, die aus den hellsten Sternen verschiedener Sternbilder gebildet werden, stehen beispielhaft für die jeweilige Jahreszeit.

Das Sommerdreieck
Dieser Asterismus wird aus den hellsten Sternen der drei Sternbilder Schwan, Laier und Adler gebildet und ist sogar in lichtvschmutzten Städten einfach zu sehen. (Die Asterismen dieser drei Sternbilder sind entsättigt im Hintergrund zu erahnen)
Panorama aus mehreren Aufnahmen – Canon 6D, 85 mm, 45 min.

Das Herbstviereck
Drei der Sterne gehören in das Sternbild (Feld/Region) des Pegasus’, der linke obere ‘Eckstern’ Sirrah zu Andromeda.
Panorama aus mehreren Aufnahmen – Canon 6D, 85 mm, 45 min.
Entsättigt links die “Kette der Andromeda” und rechts die “Beine des Pegasus”.

Weitere Beispiele für bekannte Asterismen

Neben dem bereits erwähnten großen Wagen, der Teil des noch größeren Asterismus ‘große Bärin’ ist, gibt es einige weitere, die recht bekannt sind.
Dazu zählen zum Beispiel:
–> Der kleine Wagen
–> Das Himmels-W. Der Asterismus, den man aus hellen Sternen im Sternbild Kassiopeia bilden kann. Das ist (gerade für Einsteiger) mit das wichtigste Sternenmuster, um sich am Himmel zu orientieren.
–> Das Himmels-V: Der ‘Kopf des Stiers’ bzw. der große offene Sternhaufen der Hyaden. Ebenfalls für Anfänger eine wichtige Hilfe am Winterhimmel.
–> Der Teekessel. Helle Sterne im Sternbild Schütze, die wie eine Teekanne aussehen
–> Das Kreuz des Nordens umfasst 5 Sterne im Sternfeld Schwan.

Wahrscheinlich fallen Dir selber noch welche ein?
Wenn Du denkst, dass sie hier als gute Beispiele passen würden, schreib mir doch bitte einen Kommentar! Danke!

Winzige Asterismen

Natürlich gibt es auch winzige Asterismen, die erst im Fernglas oder Teleskop sichtbar werden.
Das sind entweder zufällig beisammen stehende Sterne, oder echte offene Sternhaufen.
Zwei bekannte Beispiele sind der Kleiderbügel (Collinder 399, oben zu sehen) und die 37.
Obwohl beide nur mit Hilfsmitteln zu sehen sind, haben sie es so einer recht großen Bekanntheit gebracht.
Das liegt daran, dass sie (auch mit wenig Phantasie) wirklich so aussehen:
Der Kleiderbügel hat eben diese Form und die 37 ist ein winziger Sternhaufen, der tatsächlich so ausschaut, als würden dort die Zahlen 3 und 7 stehen.

Auch hier freue ich mich über Hinweise zu weiteren kleinen Asterismen.
Wahrscheinlich kenne ich sie auch, aber während des Schreibens wird man manchmal blind für das Offensichtliche.
Also: Danke für Kommentare!

Interaktives Panorama mit Asterismen

Hier habe ich noch ein interaktives Panorama aus dem März 2018. Es zeigt alle gebräuchlichen Asterismen, die im März nach Mitternacht am Himmel zu finden sind.
Du kannst mit der Maus hineinklicken, sie gedrückt halten und Dich in der Landschaft (und am Himmel) umsehen.
Zoomen kannst Du auch.
Selbstverständlich geht das auch mit den Tapse-Fingern am Mobilgerät.
(Auf einem Computer-Bildschirm schaut das toll aus, auf einem Mobilgerät leider so ‘naja, geht schon’)

Die heutige Bedeutung der Asterismen und Sternbilder

Für die professionelle Astronomie haben die 1928 festgelegten Sternbilder heute weitaus weniger Relevanz. Es gibt längst andere technische Möglichkeiten und die Ziele der Forschung haben sich verschoben. Wir können heute kaum noch ermessen, wie viel weniger man vor gerade einmal 100 Jahren wusste.

Wichtig sind und waren die Sternbilder allerdings für neu gefundene variable Sterne und Novae. Denn diese werden grundsätzlich nach dem Sternbild benannt, in dem sie sich befinden.
Ohne klare Grenzen, keine korrekte Benennung variabler Sterne!

En Beispiel wäre die Nova im Sternbild Cassiopeia: V1391 Cas / N Cas 2020)
V bezeichnet den veränderlichen Stern, N die Nova.
Wer im Jahr 2020 mehrere Bilder der Region gemacht hat, der wird feststellen, dass da plötzlich (ab Juli 2020) ein sehr heller Stern vorhanden ist, den es zuvor so hell nicht gab.
(Ungefähr beim Bubble-Nebula)


Für uns Hobby-Astronomen und Astrofotografen sind die Sternbilder fast noch irrelevanter.

Wir nutzen sie zwar, wie die Astronomen es in den letzten 100 Jahren taten, um zu beschreiben, wo am Himmel z.B. ein Deep-Sky-Objekt ist, das wir fotografiert haben.
“Der planetarische Nebel, den ich hier fotografiert habe, der befindet sich im Sternbild xyz” – So wissen andere Hobbyastronomen ungefähr wo das am Himmel ist.

Abgesehen davon sind die Sternbilder (also die Flächen und Grenzen) für uns bedeutungslos.
Diese willkürlichen Grenzen können wir auch beim besten Willen nicht am Nachthimmel sehen.


Was wir aber sehen, sind helle Sterne.
Sterne aus denen unser Gehirn wie schon immer Muster bildet.
Und diese Muster, die bekannten traditionellen Asterismen sind für uns wichtige Wegweiser am Nachthimmel.
Sie zeigen uns beispielsweise den Nordstern Polaris oder weisen uns den Weg zur Andromedaglaxie.
Oder, ganz einfach, sie zeigen uns (wenn wir uns auskennen) die Jahreszeit und sogar die Uhrzeit.

So gesehen sind Sternbilder für uns nutzlos. Asterismen dafür umso wichtiger!

Zuletzt folgt noch eine kleine Spielerei:

Finde heraus, welches Sternzeichen Du wirklich hast!

Möchtest Du rausfinden, was Dein ‘echtes’ Sternzeichen ist?
Oder wie es die Astrologie nennt: Dein Sonnenzeichen
Also das Zeichen, in dem sich die Sonne am Tag Deiner Geburt befand?
(An Deinem echten Geburtstag, nicht am selben Tag vor über 2000 Jahren)

Lade Dir einfach das kostenlose und freie Planetariumsprogramm Stellarium
(wenn Du es nicht sowieso schon hast. Ich empfehle es schließlich überall; um Fotos der Milchstraße zu planen gibt es am Computer nichts besseres)

Ich kann Dir hier natürlich nicht Stellarium erklären. Aber das braucht es auch nicht.
Denn es ist so einfach, den Sonnenstand zum Tag Deiner Geburt rauszufinden, dass dafür wenige Sätze reichen.
1. Starte Stellarium
2. Drücke auf Deiner Tastatur drei Tasten:
c zeigt Dir die Asterismen
v zeigt Dir die Sternbildnamen
b zeigt Dir die Sternbildgrenzen
Jetzt musst Du nur noch Dein Geburtsdatum eingeben und die Sonne finden:
F5 öffnet ein kleines Fensterchen, in dem Du das Datum eingibst.
Wähle 12 Uhr Mittags, denn da steht die Sonne im Süden am Höchsten
(Es ist vollkommen egal, ob Du mitten in der Nacht geboren wurdest. Die Sonne bleibt immer mehrere Wochen dauerhaft in einem Sternbild)

Zum Spaß kannst Du auch das Jahr Null eingeben.
Dann kannst Du sehen, wie sehr sich der Sternenhimmel zum selben Tag im Jahr über 2000 Jahre hinweg verändert hat.
Und wenn Du schon im Jahr 0 bist, so kannst Du Dir mit der Taste E den echten Himmelsnordpol anzeigen lassen und Dich wundern, wie weit Polaris entfernt ist.
Ja! Astrofotografen im Jahr 0 hatten es schwer, den Himmelspol zu finden.
Wenn Du nun wieder in das aktuelle Jahr springst, springt auch Polaris zurück auf den echten Himmelspol.


Aber:
Wie gesagt, auch das Finden des ‘echten Sonnenzeichens’ ist selbstverständlich reine Unterhaltung! Eine Spielerei!
Die IAO-Sternbilder und -grenzen gibt es in der Realität, der Natur, genauso wenig wie irgendwelche antiken Sternenmuster oder den astrologischen Tierkreis, der seit über 2000 Jahren vom realen Himmel entkoppelt ist.

Man findet am Himmel keinen Skorpion. Genauso wenig wie einen Angelhaken (denn den sehen einige Bewohner von “Südsee-Inseln” an dieser Stelle des Himmels.) Und auch einen Drachen gibt es dort nicht (wohl aber in der chinesischen Tradition.)
Alle Asterismen, die die menschliche Phantasie erdenkt, alle Sternbildgrenzen, alle Mythen sind genau das: Ein Produkt unserer grenzenlosen Einbildungskraft und der Suche unseres Gehirns nach Mustern.
Und auch der Glaube an Horoskope, an Astrologie ist genau das: Pure Einbildung, ohne jeden Bezug zur Realitä
t.

Trotzdem ist Stellarium “richtiger” als die Astrologie:
Die Aussage “Sternbild, an dem die Sonne am Tag Deiner Geburt stand” wird von der Darstellung in Stellarium 1000x besser getroffen, als der beinahe willkürliche Sternenhimmel von vor über 2000 Jahren.
Wenn schon jeder Mensch ein “Sternzeichen”, also Sonnenzeichen hat, dann doch das, an dem die Sonne tatsächlich am Tag der Geburt stand!

Oder mach es wie die alten Chinesen und nutze den Tierkreis des Mondes. Auch eine kreative Leistung der menschlichen Einbildungskraft.
Und dabei genauso aussagekräftig über Dein Schicksal, wie der moderne Aberglauben der Astrologie.

Freundliches Schlusswort

Und, liebe Leserin, lieber Leser? Habe ich zu viel versprochen?
Wusstest Du das alles schon? Hast Du als interessierter Hobby-Astronom oder Astrofotografin geglaubt, Dir wäre “das mit den Sternbildern” sowieso schon alles absolut klar?
Gut, dass wir darüber gesprochen haben, oder?

Wir haben nun eine klare astronomische Definition für den Begriff Sternbild (nämlich die Himmelsregion ohne Muster) und kennen auch das korrekte Wort für das Sternlinien-Muster (Asterismus oder Figurenzug).
Das ist schon ganz praktisch.

Dennoch werden wir weiterhin Sternbild sagen und den Asterismus damit meinen.
Ganz einfach, weil wir den Asterismus am Himmel sehen können, die Sternbildgrenzen jedoch nicht.

Wir werden weiterhin sagen: “Such Dir das Sternbild Cassiopeia, um von dort aus die Andromedagalaxie zu finden.” Und wir werden damit weiterhin das Himmels-W, den Cassoiopeia-Asterismus meinen – nicht das definierte Sternbild der IAU.
Das ist alles absolut ok, gut und vor allem praxisnah. Warum sollte man es anders machen?

Aber:
Wir haben nun auch zusätzliches Wissen.
Und wenn wir irgendwo lesen: “Der Stern Beta Tau ist Teil des Auriga-Sechsecks”, dann wissen wir, dass der Stern im Sternbild (also Feld) des Stiers liegt, aber dennoch Teil des klassischen Auriga-Asterismus ist.
Und mit diesem Wissen können wir – immer dann, wenn es auf Präzision ankommt – die passenden Worte wählen und Missverständnisse vermeiden.

Denn auch genau dafür, zur Klarstellung und zur Vermeidung von Missverständnissen und als Kommunikationshilfe, wurden die internationalen IAO-Sternbilder vor fast genau 100 Jahren erstellt.

So: Hier wäre dann nun das Ende erreicht.

Und somit möchte ich Dich einladen, noch ein wenig zu verweilen. Denn es gibt hier auf der Website noch sehr viel mehr zu entdecken:
Zum Beispiel Beschreibungen von verschiedenen Sternbildern, inkl. ihren klassischen antiken Sagen und der Deep-Sky-Objekte, die man im jeweiligen Sternbild finden kann. Immer reich bebildert.

Vielleicht kann ich Dich ja überzeugen noch nicht auf “Website schließen” zu klicken.;-)
Schau doch oben im Menü auf “Objekte am Himmel“, dort findest Du die Sternbildbeschreibungen oder auch eine Serie zur Entstehung von Deep-Sky-Katalogen.
Alternativ kann ich auch die Sitemap empfehlen, die (fast) jeden Artikel, den es gibt, mit drei Sätzen kurz vorstellt.
Da ist bestimmt noch was spannendes für Dich dabei!

Ich denke, dass der Artikel zum Sternbild Eidechse an dieser Stelle besonders passend ist.
Die Eidechse ist kein klassisch-antikes Sternbild, sondern wurde ‘neu erfunden’ und hat es dann vor ~100 Jahren als eines der wenigen in den Reigen der offiziellen 88 IAO-Sternbilder geschafft.
Die Hintergründe zu diesen ‘Neuerfindungen am Himmel’ sind spannend und teils auch sehr witzig. Die Eidechse wäre fast ein Wassermolch geworden und auch dem Schweißtuch Christi und dem Zepter Brandenburgs sind wir nur knapp entgangen… Aber immerhin gibt es das Sternbild Luftpumpe und den chemischen Ofen. 😉


Zuletzt möchte ich Dich noch einladen, mich bei Facebook und/oder Instagram und/oder Youtube besuchen zu kommen.
Ganz wie Dir beliebt.
Wobei ich schon eine Ausrede gelten lasse, wenn Du all meine guten Ratschläge außer Acht lässt:
Draußen leuchten die Sterne.
Dann kann ich Dir nur sagen: “Los! Raus mit Dir! Was ließt Du noch hier rum! Eine fantastische Nacht wartet auf Dich!”

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