[274 mm] – [AUR]
Auriga im Hochsommer

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Aufnahmedaten

Weitere Bezeichnungen und Objekte LBN 794, Sharpless 232, 235, 231, vdB34, LBN 795, Sh2-229 IC 410, etc.
SternbildAuriga / Wagenlenker (Fuhrmann)
Datum30.08.2022
OrtToscana – Italien – 790 müNN – 21,25 mag
KameraOmegon VeTec 410 (Fullframe) @-5°
OptikOmegon 61/274 (Hier mein Testbericht)
MontierungiOptron CEM26 mit iGuider
Belichtungszeit49*240 Sek = Summe: 3h + 16 min.
Weiteres?Wie üblich: Ohne Filter. NINA + phd² / Norden ist oben.

Stars des Wagenlenkers / Kurzer Schnappschuss im Hochsommer

Vorbemerkung:
Schau Dir unbedingt das beschriftete Vollbild an – in diesem Feld gibt es sehr viel zu entdecken!
(Entweder unten nach dem Text oder direkt ganz oben unter dem Hauptbild)

Wintersternbild im Sommer?
Das Sternbild Auriga, der Wagenlenker (fälschlich auch als Fuhrmann bezeichnet), ist eindeutig ein typisches Wintersternbild. Seinen Höchststand erreicht es etwa um den 9. Dezember herum.
Man kann Sternbilder selbstverständlich auch zu anderen Daten fotografieren. Je höher sie am Himmel steigen, desto länger ist der Zeitraum, in dem das möglich ist.
Der Wagenlenker ist eines dieser Sternbilder. Sein ‘Hauptstern’ Capella ist in Mitteleuropa sogar in jeder Nacht des Jahres zu sehen, wenngleich im Frühsommer nur kurz und sehr horizontnah.

Selbstverständlich hat es einen Grund, dass der Wagenlenker als Wintersternbild bezeichnet wird; schließlich hat jedes Sternbild und die in ihm befindlichen Deep-Sky-Objekte seine ‘Idealzeit’.
Diese befindet sich immer rund um den Zeitpunkt, zu dem das Sternbild um Mitternacht seinen Höchststand erreicht.
Warum ist rasch erklärt:
Vor und nach Mitternacht ist es relativ lange dunkel; daher bleibt viel Zeit, um das Sternbild zu fotografieren. Gleichzeitig steht es während der Dunkelheit auch noch weit oben und somit abseits von Dunst und Lichtverschmutzung am Horizont.
Genauer habe ich all das in einem eigenen Artikel dargestellt, der nebenbei auch erklärt, warum es überhaupt Jahreszeiten am Nachhimmel gibt:
Jahreszeiten des Nachthimmels und die beste Zeit für jedes Deep-Sky-Objekt.

Dennoch kam ich im August 2022 auf die Idee dieses Wintersternbild zu fotografieren. Übrigens war das nicht das erste Mal, dass ich ‘entgegen der Jahreszeit’ fotografierte: Dieses doch erstaunlich ansehnliche Bild des Schwans (unzweifelhaft ein Sommer-Sternbild) fotografierte ich in einer frostigen Januar-Nacht.

Doch warum macht man so etwas? Warum fotografiert man in einem Sternbild zu einer Jahreszeit, die denkbar ungeeignet ist?
Warum fotografiert man ein Sternbild, das sich nur relativ kurz zeigt und dabei nicht sonderlich hoch über den Horizont steigt?


Ganz einfach: Spieltrieb. 🙂
Es war – genau wie beim Schwan im Januar – die letzte Nacht einer Astrofoto-Woche. Und genau wie beim Schwan im Januar war auch in dieser August-Nacht mein eigentliches Hauptziel bereits untergegangen (Dieses Bild: ‘Zentrale Nebel und Dunkelwolken im Sternbild Füchschen’).
Ich blickte also an den Himmel und sah den Wagenlenker-Asterismus, das unübersehbare 6-Eck im Nordosten über einem Hügel aufsteigen.
“Warum nicht einen Versuch wagen? Du hast schließlich eine neue, sehr mächtige Kamera; soll sie doch mal zeigen, was sie kann!”, dachte ich mir.

Da ich in NINA unzählige Ziele für unzählige Brennweiten fertig geplant habe, musste ich nur die Datei auswählen, auf Start drücken und mein Teleskop fuhr das reichhaltige Feld zentral im Wagenlenker an. Das erste Testbild sah gut aus und so lies ich die Kamera bis in den Morgengrauen hinein knipsen.

Das Ergebnis siehst Du hier.
Es gibt sicherlich eindrucksvollere Bilder dieser Region, ohne jeden Zweifel.
Aber für gute 3 Stunden, in der lichtverschmutzen Toscana, in einer heißen Sommernacht ist das wirklich nicht übel; eigentlich sogar recht beeindruckend.
Denn 3 Stunden sind einfach nicht viel und sogar (im Vergleich) viel weniger als 3 Stunden im Winter, wenn Auriga hoch oben im Süden, abseits von Dunst und Lichtverschmutzung steht.

Mir zeigt dieses Bild:
1. Dass man Sternbilder auch abseits (weit abseits!) der besten Zeit fotografieren kann. Zumindest bei einigen, sehr nördlichen Sternbildern wie Auriga und Cygnus.
2. Dass die neue Kamera echt Freude bereitet. Für mich hat sie sich 100% gelohnt.
3. Dass die eher unbekannten Objekte im Wagenlenker (z.B. Sharpless 232 und Co. oder der Architeuthis-Nebel LBN 794) bereits mit einer kurzen Belichtungszeit sichtbar werden.


Hier nun einige Bilder im Anhang:

  • Zunächst das hier besprochene Bild und dasselbe inkl. Objektebezeichnungen
  • Einige weitere desselben Sternbildes
    – Eine Aufnahme in den Randbereichen von Auriga: Reflexionsnebel und Dunkelwolken, also eher ‘seltene’ Objekte im Wagenlenker (hier mit genauerer Beschreibung)
    – Eine sehr lange belichtete 135 mm Aufnahme des Wagenlenkers, die aufzeigt, was dort oben los ist.
    – Eine 85 mm Aufnahme, die der Übersicht dient
    – Der Hinweis auf meinen (noch unveröffentlichten Artikel) zum Sternbild

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