[450 mm]
[OPH]
Rho Ophiuchi Molekülwolke – VDB 106 / IC4604

Vollbild in neuem TabBeschriftetes Vollbild in neuem Tab

Aufnahmedaten

Weitere BezeichnungenvdB 105, vdb 106, IC4604, B42, LDN 1686, Rho Ophiuchi molecular Cloud
SternbildSchlangenträger / Ophiuchus
Datum07. + 09. + 10. + 11. + 12. Juni 2021
OrtSüdl. Toskana – Italien – 790 müNN – 21,35 mag
KameraOmegon VeTec 16.000 (2x Crop) @-5°
OptikOmgeon 71/450 – f/6.3 Quadruplet-Apo
MontierungiOptron CEM25p
Mein Testbericht der CEM25p
Nachfolgemodell CEM26
Belichtungszeit110 x 300 Sek = 9h + 10 min
Weiteres?NINA und phd² / Keine Filter / Norden ist rechts

Der blaue Skorpionnebel im Schlangenträger

[die Bilder unten im Anhang illustrieren den folgenden Text]

Die ‘bunten Nebel im Skorpion’ sind nicht ohne Grund eine der beliebtesten Regionen für Astrofotografen. Nicht selten wird diese Region auch als ‘der Orion des Sommerhimmels’ bezeichnet.
Doch beides ist nicht so ganz richtig:
Weder gehören all diese bunten Nebel zum Skorpion, noch ist diese Region ein Zielgebiet für den Sommer.
Vielmehr verläuft die Grenze der Sternbilder Skorpion und Schlangenträger genau mitten durch diese bunte Region und zerteilt sie quasi (und das fast willkürlich). Auch ist von Mitteleuropa aus der Sommer keinesfalls die Ideale Zeit: Zu kurz sind die Nächte und zu kurz steht der Skorpion dann über dem Horizont. Viel besser eigenen sich die Monate März bis Mai.

Und dennoch habe ich dieses Bild im Juni fotografiert, wenngleich auch in der südlichen Toscana. Allerdings auch mit all den Nachteilen:
Ich hatte in jeder Nacht nur relativ wenig Zeit. Nicht nur weil die Nächte kurz waren, sondern auch, weil der Skorpion* bereits zum Beginn der Nacht seinen Höchststand überschritt und sich dann mit jeder Minute weiter dem Horizont näherte. Gleichzeitig stand er von meinem Standort aus betrachtet genau über einer Hafenstadt und somit nicht nur im Lichtschmutz sondern auch noch im Dunst über dem Meer.

*Ja! Tatsächlich der Schlangenträger! Aber eben auch ‘die bunten Nebel im Skorpion’ 😉

Das Bild
Insgesamt flossen in diese Aufnahme 9 Stunden an Daten, die ich in 5 Nächten ‘sammelte’; also weniger als 2 Stunden je Nacht.
In Anbetracht der Umstände (Nah am Horizont, Lichtschmutz, Dunst) bin ich daher einerseits zufrieden. Andererseits können 9 Stunden noch viel mehr Details zeigen – wenn denn der Standort und die Jahreszeit stimmen!
Ich denke dennoch, dass das ein spannendes und vielfältiges Bild geworden ist.

Sicherlich wird es von dem blauen Reflexionsnebel (die Nummer 106 im Katalog von van den Bergh) dominiert. Doch gerade die anderen mehr oder weniger dichten Nebel- oder Wolkenstrukturen finde ich spannend. Man kann so viel entdeckten.
Nicht umsonst wählte Edward Barnard diese Region aus, um vor etwas über 100 Jahren den Beweis zu führen, dass es dunkle Materiestrukturen geben müsse. Zuvor war man überzeugt, dass es tatsächlich ‘sternfreie Löcher’ wären, durch die man in die Schwärze des Nichts blicken könne.
Barnard schrieb 1916:
“Himmelsfotografien zeigen uns oft große dunkle Stellen, die in ihrer Größe mit den Nebeln vergleichbar sind. […] Je vertrauter ich mit ihnen werde, desto weniger überzeugt die Erklärung, dass sie Öffnungen im Sternenmeer sind, durch die wir in die Schwärze des dahinter liegenden Weltraums blicken.
Derzeit interessieren mich jene dunklen Stellen, die den Eindruck erwecken, es handle sich um reale Objekte und nicht um bloße Leerstellen. Was ihre Natur ist, wissen wir nicht, weil die Objekte lichtlos oder nahezu lichtlos sind.
Aber es gibt starke Beweise dafür, dass sie von der Natur des Nebels sind – das heißt, dass sie Dunkelnebel sind.”


In seinem “Atlas of the milky way” griff er genau diese Himmelsregion im Schlangenträger und Skorpion heraus, um seine Vermutung zu untermauern.
Barnard schrieb zu seinem eigenen Foto:
“Aus der Untersuchung des Bildes ergibt sich eindeutig, dass der wirkliche Himmelshintergrund hier eine einheitliche Verteilung schwacher Sterne aufweist. […] Die unausweichliche Schlussfolgerung ist, dass es hier keine tatsächlich leeren, sternfreien Regionen gibt, sondern dass sich zwischen uns und dem Hintergrund ein dunkler Nebel befindet, der die Sterne verdeckt.”

Genau das zeigt auch mein Bild: Eine gleichmäßige Verteilung von Hintergrundsternen und mehr oder minder dichte Nebel/Wolken/Staub (jedenfalls Strukturen interstellarer Materie), die den Blick verdecken.
Und daher finde ich ‘den blauen Nebel’ zwar hübsch, aber die anderen Bereiche weitaus spannender; denn sie zeigen das, was Barnard logisch begründete. Allerdings in Farbe und dabei mit mehr Detailreichtum.

Zuletzt möchte ich noch erinnern, dass meine Aufnahme um 105° gedreht ist. Norden/Oben ist rechts. Der Horizont oder Antares oder ‘unten’ ist somit links.


Hier nun einige Bilder im Anhang:

  • Zunächst das hier besprochene 450 mm und dasselbe mit Objektbezeichungen
  • Der Standort: Dunst über dem Meer, Lichtverschmutzung von der Hafenstadt
  • Eine Aufnahme (85 mm Panorama-Ausschnitt), die die Grenzen der Sternbilder zeigt. Auch wenn dieser Nebel meist zu den ‘bunten Nebeln im Skorpion’ gezählt wird, liegt er tatsächlich im Sternbild Schlangenträger.
  • Eine ähnliche Darstellung. Dieses Mal jedoch als Kombination aus zwei 135 mm Bildern
  • Eines der beiden 135 mm Bilder (Canon 7Da, Crop, Anfang März) mit Objektbezeichnungen und eine 200 mm Aufnahme (Canon 6Da, Fullframe)
  • Ebenfalls Objektbezeichnungen, allerdings in einer Aufnahme mit 274 mm
  • Zuletzt der Hinweis auf meinen Skorpion-Artikel. Dort wird das Sternbild genau vorgestellt.
    Genau bedeutet: Die antiken Mythen und alle Deep-Sky-Objekte. Dazu einige Tipps, um sie zu fotografieren und viel Wissenswertes rund um dieses faszinierende Sternbild.

War das interessant oder spannend für Dich?
Gerne unten kommentieren und/oder fragen! — Gerne in sozialen Medien teilen!
Link zur Sitemap — Link zu meinem Equipment
Link zum Artikel Sternbild Skorpion – Der Orion des Sommerhimmels

Schreibe einen Kommentar