Dieser kurze Beitrag ist eine Ergänzung zu Teil 1 des Grundkurses: “Sternenhimmel und Milchstraße fotografieren lernen.”

Manuell fokussieren

Der Autofokus ist in der Dunkelheit völlig überfordert. Er benötigt starke Kontraste und ausgeprägte Helligkeitsunterschiede entlang klarer Kanten, um korrekt zu arbeiten. Winzige Lichtpunkte am Himmel stellen leider keine geeignete Referenz dar.
Der Sternenhimmel oder die Milchstraße muss daher manuell fokussiert werden. Doch das ist nicht ganz einfach.
Noch schwerer ist es, die Schärfe dann auch wirklich gut zu beurteilen, liegt doch zwischen ‘fast scharf’ und ‘knackig scharf’ nur eine winzige Veränderung am Fokusring.

Fast alle Objektive haben am Ende des Fokuswegs eine Markierung für ‘unendlich’ (die liegende Acht). Im Idealfall sollte auch genau dort die Schärfe auf ‘unendlich’ liegen, doch bei den meisten Fotoobjektiven liegt die kurz davor.


Fokusring mit Unendlichkeitsmarkierung

Methode 1 – Tagsüber

Die Methode ist die unsicherste und nur für weitwinklige Objektive zu empfehlen – sie sind bei einem minimalen Fehlfokus toleranter.

Bei dieser Technik kann tagsüber (idealerweise von einem erhöhten Punkt) ein geeignetes, weit entferntes Objekt (z.B. eine Kirchturmspitze) angepeilt und die Schärfe genau gesetzt werden. Danach klebt man den Fokusring mit Klebeband fest, damit bis in die Nacht nicht aus Versehen etwas verstellt wird.
Das kann man sogar mit dem Autofokus versuchen. Dennoch sollte man – wie auch bei der zweiten Methode – unbedingt die Schärfe mit der LiveView-Funktion der Kamera beurteilen.

(Vorsicht: Der Fokus kann sich bei Temperaturschwankungen ändern.
Dies ist bei Tele-Objektiven auffälliger als bei Weitwinkellinsen. Daher kann es passieren, dass ein bei 25° scharf gestelltes 200 mm Objektiv in der Nacht bei 5° plötzlich nicht mehr scharf ist. Idealerweise lässt man ein Objektiv vor der Fokussierung auf die Umgebungstemperatur abkühlen; genau wie Teleskope. Ich spreche aus Erfahrung!)

Methode 2 – Nachts #1

Die zweite Methode funktioniert “live vor Ort” und ist die, die ich meistens nutze.
Man richtet die Kamera auf einen möglichst hellen Stern, schaltet die LiveView-Funktion an und zoomt soweit in das Bild hinein, wie es die Einstellungen der Kamera erlauben. Der Stern sollte mittig zu sehen sein. (Ist ein Planet zu sehen, eignet sich dieser auch. Dasselbe gilt für den Mond).
Nun stellt man das Fokusrad des Objektivs auf die Unendlichkeitsstellung am Ende des Fokuswegs und dreht ein kleines Bisschen zurück.
Hier ungefähr befindet sich bei den meisten Linsen die passende Schärfe für Sterne.
Und nun muss man eben vorsichtig fokussieren, bis der Stern wirklich scharf ist:

Kleiner Stern = scharfer Stern

Je kleiner der Stern auf dem Bildschirm wird und je deutlicher sich seine Ränder vor Schwarz des Himmels abzeichnen, desto besser.
Dann macht man ein Foto und schaut es an. Man zoomt nochmals so weit rein wie möglich oder nötig und beurteilt die Schärfe des Fotos.
Stimmt sie noch nicht ganz, muss so lange nachjustiert werden, bis der Stern ein einzelner mehr oder minder großer Punkt ist und nicht ein unförmiger Fleck ist.

Die Sterngröße auf dem LiveView oder Foto ist die beste Methode um die Schärfe zu beurteilen!
Manchmal kann man sogar die chromatische Aberration erkennen: Dann bildet sich rund um den Stern ein farbiger Rand. Das darf natürlich nicht sein.

Methode 3 – Nachts #2

Die dritte Methode ist der zweiten ähnlich, enthält jedoch auch Elemente der ersten Technik.
Hier wird ebenfalls nachts direkt vor Ort und mit Hilfe von Lichtern fokussiert. Es werden jedoch nicht die Sterne direkt angepeilt, sondern andere, weit entfernte Lichter.
Geeignet sind hierfür z.B. beleuchtete Gebäude, Scheinwerfer oder auch eine Stirnlampe.
So wird z.B. eine Stirn- oder Taschenlampe einige (dutzende bis hundert) Meter entfernt von der Kamera in das Motiv gelegt und auf das Licht fokussiert. Ist die Lichtquelle weit genug entfernt (unendlich weit), dann stimmt die Schärfeebene mit der der Sterne überein.

Wenn es nicht funktioniert

Mit einer dieser Methoden solltest Du wirklich zum Ziel kommen: Scharfe, punktförmige Sterne.
Will es einfach nicht funktionieren, solltest Du überprüfen, ob Du nicht zu lange belichtest. Denn dann bilden die Sterne aufgrund der Erddrehung schon leichte Striche, die wie eine Unschärfe wirken können.

Eine weitere Möglichkeit ist das Abblenden: Die meisten Linsen, auch teure, sind bei Offenblende nicht ganz so scharf. Um ein bis drei Stufen abgeblendet erreichen sie in aller Regel das Maximum der Schärfe.

Hat man ein manuelles Objektiv, bei dem die Blende nicht in der Kamera, sondern direkt am Objektiv eingestellt wird, so kann man das auch sehen:
Blende voll auf, Stern fokussieren und Blende schrittweise schließen: Der Stern wird Stück für Stück kleiner.

Zum Schluss: Auch wenn ich es oben bereits erwähnt habe, möchte ich nochmals darauf hinweisen sorgfältig zu arbeiten. Mach nicht den Fehler und denk Dir: “Ach, die Schärfe passt so schon.”
Gib Dich nicht mit ‘relativ scharf’ zufrieden! Versuche wirklich das Maximum heraus zu holen. Du wirst es Dir selber danken und Dich mit ‘rattenscharfen’ Bildern des Sternenhimmels und der Milchstraße belohnen.

Ein letzter Tipp:

Ich habe festgestellt, dass es mit einer Fokusmaske wesentlich einfacher geht, allerdings erst ab 50 oder 85 mm Brennweite, perfekt mit 135 und 200 mm. Mit Weitwinkelobjektiven funktioniert es nicht!
Die günstigste Lösung ist diese “Clip-in-Maske”, die einfach in einen vorhandenen Filter eingesteckt wird. Es gibt sie in allen Größen und somit für jedes Objektiv passend.
Steht kein geeigneter Filter zur Verfügung, so kauft man sich einfach den billigsten den man finden kann und entfernt das Glas (bzw. bei den billigen das Plastik); schon kann man die Fokussierhilfe nutzen.

Die Funktion ist selbsterklärend:
Das Licht eines hellen Sterns (oder Planeten) erzeugt aufgrund der Maske charakteristische Beugungsmuster.
Während man fokussiert ‘wandern’ die einzelnen Spikes. Alles was man machen muss: Das Muster symmetrisch einzustellen.
Das ist bei hellen Sternen und der 10x Vergrößerung am LiveView-Monitor der Kamera sehr einfach und wie gesagt: selbsterklärend.

Beugungsmuster mit Fokusmaske

Falls für Dich der LiveView-Monitor einfach zu klein ist, so gibt es billige Lupen extra dafür.
Eigentlich sind sie für etwas anderes gedacht: Nämlich die Filmerei. (Man kann damit eine Fotokamera genauso wie eine Videokamera direkt vors Auge halten).
Genau darum habe ich mir vor einer Ewigkeit so ein Teil besorgt.
Irgendwann habe ich es dann am Sternenhimmels ausprobiert und: “Hey! – Das klappt ja super!”
Eine 2x oder 3x Vergrößerung ist schon enorm hilfreich.
“Meine” Displaylupe gibt es so natürlich nicht mehr. Aber unzählige Alternativen.
Bei meiner wurde ein sehr schmaler Metallrahmen rund um den Kameramonitor geklebt auf dem die Lupe dann per Magnet haftet. Aber es gibt auch andere Lösungen.
Hier ein billiges Beispiel.

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3 Gedanken zu „Sterne scharf fotografieren – Fokussieren in der Nacht“

  1. Hallo,

    seit etwa 1,5 Jahren bin ich der Astrofotografie verfallen und beim Recherchieren im Internet durch Zufall auf Ihre Seite gestoßen. Ihre sehr informativen Anleitungen und Tips zur Praxis sind sehr interessant dür mich.

    Bisher habe ich mir vieles von anderen Seiten und auch Büchern angeeignet und auch schon einige schöne Fotos machen können. Da mir eine astromodifizierte Kamera zu teuer ist (ich habe mich für das Nikon-System entschieden und nutze die 750D) und ich nun doch mehr Deep Sky machen möchte, komme ich wohl am Stacken nicht mehr vorbei. Dieses Thema habe ich aber bei Ihnen noch nicht näher beleuchtet gefunden. Ich habe bereits mit DeepSkyStacker einige oberflächliche Erfahrungen, jedoch bekomme ich nicht die gewünschten Ergebnisse hin.

    Jetzt meine Frage bzw. Anliegen: Da Sie auch mit diesem Tool arbeiten, zumindest hatten Sie das in einem Beitrag mal erwähnt, wäre es ganz toll, wenn Sie in Ihrer gewohnten Ausführlichkeit auch mal hierüber ein Tutorial verfassen könnten.

    Vor Kurzem habe ich den Orionnebel mit meinem Tele (Sigma 150-600mm + Polarie-Nachführung) fotografiert. Ziel dabei war eigentlich der Pferdekopfnebel. Nun hatte ich gesehen, daß Sie ihn mit über 60 Bildern aufgenommen und gestackt haben. Dieses Projekt würde ich gerne mit diesem Tele und meiner 750D nachempfinden. Allerdings fehlt mir hier die Erfahrung beim Stacken. Einige sagen, alle Bilder in den Stacker und los; andere bearbeiten vorher mit Lightroom und nachher nochmal. Wie bekommt man hier die besten Ergebnisse?

    Über eine erste Antwort wäre ich Ihnen wirklich sehr dankbar.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Thiele

    Antworten
    • Hallo Thomas,

      danke für die freundlichen Worte und den Hinweis DSS mal genauer vorzustellen.
      Ist bereits in Planung.

      Hinschtlich einer astomodifizierten Kamera: Das ist für DeepSky wirklich sehr sinnvoll und ausgesprochen hilfreich. Eine Modifizierung kann man auch selber vornehmen oder für knapp 200.- vornehmen lassen. Es lohnt sich wirklich.

      Bezügl. Stacken:
      Es gibt verschiedene Möglichkeiten. DSS ist sehr gebräuchlich, aber auch Photoshop ist in der Lage zu stacken.
      Ansich passiert hier ja nichts anderes, als die Bilder deckungsgleich übereinander zu stapeln und dann für jeden Bildpunkt einen Mittelwert zu berechenen. Dies vermindert vor allem das Rauschen, steigert aber auch den Kontrast und kann (licht-)schwache Bereiche sichtbar machen.

      Zu DSS:
      Ansich ist es schon richtig: “Bilder (rohdaten) rein und los”. Das Ergebnis sieht dann aber zunächst furchtbar aus. Es enthält sehr viele Informationen, die zunächst ‘richtig’ verteilt werden müssen.
      Der zweite Schritt nach DSS (dort fertiges Bild speichern im Format .fts) ist das Bild zu “strecken”. Dies erfolgt in dem (kostenlosen) Programm ‘fitswork’. Der dritte Schritt ist dann die endgültige Nachbearbeitung in Photoshop.
      Einige gute und knappe Tutorials gibt es bei youtube unter dem Suchbegriff ‘stretchen fitswork’
      DSS ‘schluckt’ allerdings ein wenig die Farben, sie müssen daher danach in Schritt drei wieder kräftig ‘reingedreht’ werden.
      Dies ist auch der Grund, warum manche Menschen dazu übergehen, die Bilder in Lightroom vorzubereiten (Farbbalance, CAs entfernen, Sättigung einstellen, Schärfe und Rauschen nicht erhöhen) und sie als 16bit tiff zu exportieren. Dann arbeiten sie mit diesen .tiff-Daten in DSS weiter.

      Zum Pferdekopfnebel:
      Der ist ohne Astromodifizierung nicht so einfach. Also der Pferdekopf an sich schon, da er einfach nur eine Dunkelwolke ist (‘kosmischer Dreck’). Allerdings wirkt diese Dunkelwolke nur gut vor dem dahinter liegenden Emissionsnebel. Und Emissionsnebel sind mit Astrokameras wesentlich! besser abzulichten. Der Orionnebel ist da etwas dankbarer.
      Auch verschwindet der Orion jetzt (jahreszeitbedingt) langsam hinter dem Horizont.
      Sehr gut geeignet für den Einstieg in Deep-Sky sind an sich die Plejaden. Gut aufzufinden, leuchtkräftig und auch ohne astromod. schön aufzunehmen.
      Ansonsten bietet sich in der warmen Jahreszeit sehr viel im Bereich der Milchstraße an. Z.B. im Bereich des Schwans. 600mm auf der Vixen Polarie sind schon ein sehr sportliches Unterfangen.
      Meine Erfahrung sagt, dass sich Erfolgserlebnisse schneller einstellen, wenn man Brennweiten zwischen 85 und 135mm (200mm) nutzt und somit viel leichter scharfe Bilder erhält.
      Es ist nämlich extrem frustrierend, 150 Fotos mit 600mm zu machen und dann festzustellen, dass 137 davon Sternstriche zeigen.
      Eine lange Belichtungszeit pro Einzelfoto macht extrem viel aus. Auch DSS schafft es nicht mit z.B. 50 Bildern à 15 Sekunden dasselbe Ergebis zu erzielen wie mit 15 Bildern à 50 Sekunden, obwohl in beiden Fällen dieselbe Gesamt-Belichtungszeit (750 Sek.) gegeben ist.

      Für den Anfang:
      Von daher würde ich zu einer möglichst genauen Einnordung mit der Vixen Polarie raten (falls nicht vorhanden, habe ich in meinem Polarie-Artikel einen sehr guten Polsucher vorgestellt) und es mal mit 150mm zu versuchen. Belichtungszeiten von 30 Sekunden sollten in jedem Fall machbar sein. Dann z.B. 150 Fotos machen, in Lightroom die besten 100 raussuchen und diese dann in DSS stacken, in fitswork strecken und in Photoshop nachzuarbeiten.

      Ich hoffe meine Ausführungen haben etwas geholfen.
      Viel Erfolg wünsche ich!

      Antworten
  2. Hallo,
    vielen lieben Dank für die Tipps und Erläuterungen. Ein toller Artikel und auch eine schöne Antwort auf die Frage von Thomas. Ich bin momentan erst interessiert an der Sternenfotografie und noch dabei mich einzulesen. Bin über einen Bericht zur Nachführung mittels Omegon Mini Track LX2 hier gelandet.
    Viele Grüße
    Matthias

    Antworten

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