Cygnus – der Schwan in der Milchstraße – ist das prägende Sternbild des Sommerhimmels. Mit weit ausgebreiteten Schwingen und dem nach Süden gestreckten Hals scheint er die Milchstraße entlang zu fliegen.

Natürlich ist der Schwan nicht das einzige markante Sommersternbild. Schütze und Skorpion im Zentrum der Milchstraße oder auch der Adler mit seinem hellen Stern Altair sind große und auffällige Sternbilder in der warmen Jahreszeit.

Während diese sich allerdings, allen voran der Skorpion, niemals so hoch über den Horizont erheben und sich vergleichsweise kurz am Himmel zeigen, steht der Schwan lange Zeit am Firmament: Bis weit in den Herbst hinein. Und bereits ab Februar kann er wieder über dem östlichen Horizont entdeckt werden.
Dank seiner vergleichsweise nördlichen Stellung ist er über über einen langen Zeitraum sichtbar.

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Nordamerika-Nebel im Sternbild Schwan mit einigen Dunkelnebeln
Fotografiert am 23. Januar.
Die Hauptobjekte (Nordamerikanebel und Pelikannebel) sind absichtlich in die Ecke platziert.
Zu diesem Bild gibt es eine eigene “Bildbesprechungsseite” mit weiteren Details zur Aufnahme.


Seine lang andauernde Sichtbarkeit, seine auffällige Sternanordnung, die an eine Kreuz erinnert und die vielen auch für Anfänger geeigneten Deep-Sky-Objekte machen den Himmelsvogel zum Wegweiser und Leitsternbild des Sommerhimmels.

Fotografisch hat der Schwan einiges zu bieten:
Vor allem für Anfänger ist hier bereits mit relativ einfacher Technik ein gewisser Tiefblick ins All möglich. Der Wechsel zwischen sternarmen Dunkelnebeln und leuchtenden Sternfeldern ist auch auf weitwinkligen Aufnahmen gut zu erkennen. Neben weiteren Deep-Sky-Objekten steht vor allem der bekannte Nordamerikanebel oftmals im Fokus erster Versuche, einen Emissionsnebel im Sommer zu fotografieren.

Doch hat der Schwan nicht nur ein paar tolle Einsteiger-Nebel zu bieten, sondern viele weitere Objekte für jede Brennweite, darunter ein wunderschöner Überrest einer Supernova und wie die meisten antiken Sternbilder ranken sich um dieses Sternbild verschiedene mythische Sagen der Antike.

Von all dem – dem Auffinden, dem Fotografieren und den antiken Hintergründen dieses Sternbildes – möchte ich in diesem Artikel berichten.

Zum Aufbau dieses Berichts:

 

1. Griechische Mythologie
Drei Mythen und weitere Erzählungen

 

2. Den Schwan finden, beobachten und fotografieren
Wie findet man den Schwan am Himmel und wie lässt er sich fotografieren?

3. Objekte im Sternbild Schwan
Doppelstern Albireo
Sternhaufen M39 / NGC 7092
Nordamerika- und Pelikannebel
Nebelgebiete um Sadr mit Dunkelwolken
Crescentnebel
Coocoonnebel
Cirrusnebel
Weitere lohnenswerte Objekte

4. Zusammenfassung

1. Griechische Mythologie

Der Ursprung dieses Sternbilds geht, wie viele der antiken Figuren am Sternenhimmel, wohl auf die Kulturen an Euphrat und Tigris (Babylonier) zurück. Bereits sie sahen in der Sternenkonstellation, wie Keilschriften überliefern, einen Vogel, der in der Milchstraße fliegt. Doch erst bei den Griechen wurde daraus ein Schwan.

Es gibt nun zwei/drei griechische (und römische) Mythen, von denen ich berichten möchte. Da sich (wie bei fast jedem Sternbild) die Quellen teils widersprechen, teils einfach voneinander (wortwörtlich!) abschreiben, manchmal auch abgrundtiefen Unsinn erzählen und keine einzige eine umfassende Geschichte bietet, habe ich aus all dem was ich finden konnte, Erzählungen erschaffen, die möglichst alle Facetten miteinbeziehen.
Als Quellen dienten diverse Seiten im Internet und einige Bücher, die ich weiter unten aufgelistet habe.

Mythos 1 – Der unglückselige Kyknos
Wie in der Geschichte des Fuhrmanns berichtet wird, stürzte Phaethon, Sohn des Sonnengotts Helios, nach einer wilden Fahrt mit dem Sonnenwagen in den Fluss Eridanus zu Tode. Die Sage weiß zu berichten, dass Kyknos (griechisch für Schwan), König der Ligurer und Sohn des Apollon, einst der beste Freund des unglückseligen Phaethons gewesen sei. Nach dessen Sturz in den Tod sei er ohne Rast weinend am Fluss entlang gewandelt. Gefangen in tiefe Trauer, auf der ständigen Suche nach seinem Freund und dabei unentwegt Klagelieder singend. Noch heute steht “Schwanengesang” für Trauerlieder. Um Kyknos von seiner unheilbaren Trauer (heute würde man vielleicht sagen “aus seiner traumatischen Depression”) zu befreien, beschlossen die Götter ihn an den Himmel zu setzen. Und zwar in jene Gegend, in der die Milchstaße als Zeuge des fast von Phaeton verursachten Weltenbrandes steht. (Mehr dazu findet sich im Artikel zum Sternbild Fuhrmann. Noch nicht, aber hoffentlich bald.)

Mythos 2 – Verführungen des Zeus #1
Von Zeus ist bekannt, dass er eine äußerst ausgeprägte Libido besaß und immer wieder neue Wege fandm Damen zu erobern oder sich ihnen unerkannt zu nähern. So verwandelte er sich beispielsweise in goldenen Regen, um in das Verlies der Danaë zu gelangen, mit der er so Perseus zeugte (Siehe den Artikel zum Sternbild Perseus). Und auch als Schwan soll er sich einer Schönheit genähert haben, die seine Lust weckte: Verführung der Leda durch Zeus als Schwan, Cygnus
Leda, die Gemahlin des Tyndareos, König von Sparta, badete in einem Fluss, als Zeus sie in Schwanenform verführte.
Offenbar war Leda jedoch ebenfalls der fleischlichen Lust nicht abgeneigt und vereinigte sich noch am selben Tage mit ihrem Gatten.
Aus diesen beiden Akten entstammten nun zwei ungleiche Zwillingspärchen: Die Mädchen Helena und Klytämnestra und die Knaben Kastor und Polydeukes (besser bekannt unter der römischen Bezeichnung “Pollux”).
Kastor und Klytämnestra waren, wie beide Eltern, sterblich. Die “schöne Helena” und Pollux hingegen erbten von ihrem Göttervater Zeus die Unsterblichkeit. Eine Besonderheit hierbei: Leda gebar nicht 2x Zwillinge, sondern legte zwei Eier. Dem einen entschlüpften die beiden sterblichen, dem anderen die beiden unsterblichen Kinder.
Helena und Klytämnestra spielen eine wichtige Rolle im 10 Jahre dauernden Krieg um Troja.
Kastor und Pollux finden wir heute als Zwillinge ebenfalls als Sternbild am Himmel. Ihre Sterblichkeit bzw. Unsterblichkeit brachte ein eigenes Drama mit sich. (Siehe hierzu den Artikel zum Sternbild Zwillinge)
*Bildquelle: CC BY Wikimedia

Mythos 3 – Verführungen des Zeus #2
Wie bereits oben erwähnt, war Zeus wohl kein “Kostverächter” und so gibt es eine weitere Sage, die von einer Liebschaft und der Verkleidung als Schwan erzählt:
In diesem Fall war das Ziel seiner Obsession Nemesis, die Tochter von Nyx, der Göttin der Nacht. Diese war jedoch nicht “willig” und flüchtete, verwandelt als Fisch, über das Meer und landete als Gans verkleidet am anderen Ufer an. Hier konnte Zeus sie, ebenfalls getarnt als Schwan, “erobern”.
Aus dieser “Liebschaft” ging nun die bereits oben genannte “schöne Helena” hervor, um die später der trojanische Krieg entbrannte.

In einer anderen Version wird Helena nicht von Nemesis geboren, sondern in einem Ei gelegt, welches dann von der in “Mythos 2” genannten Leda aufgezogen wird.

Weitere Erzählungen
Es gibt weitere Erzählungen, die ich hier nur kurz anreiße. Ovid, der in seinen Metamorphosen die erstgenannte Sage von Kyknos beschreibt, erwähnt noch zwei weitere Personen, die in Schwäne verwandelt wurden.
Zunächst wäre da ein Junge, der sich von einer Klippe in den Tod stürzten wollte, jedoch während des Falls von Apollon in einen Schwan verwandelt und an den Himmel gesetzt wurde. Auch berichtet Ovid von einem unverwundbaren Sohn Poseidons/Neptuns, der im trojanischen Krieg kämpfte und an dessen Haut Speere abprallten. Letztendlich wurde er jedoch fast von Achilles erwürgt. Doch Poseidon/Neptun errettete ihn, indem er ihn als Schwan an den Himmel setzte.

Bücher

Neben der Recherche im Internet, die immer sehr aufwendig ist, helfen mir einige Bücher, einen ersten und manchmal bereits sehr umfassenden Blick zu den jeweiligen Sternbildern zu bekommen.

Panorama Sternbild Schwan Widefield Sternbild Schwan – Panorama aus diversen 85 mm Bildern – jedes Teilfeld mit 20×25 Sekunden = ~8 Minuten – Canon 6D (normale Kaufversion)

2. Den Schwan finden, beobachten und fotografieren

Das Sternbild Schwan ist eines der Sternbilder, dessen gedachte Verbindungslinien zwischen den Hauptsternen tatsächlich an das namensgebende Tier, zumindest aber an einen Vogel erinnern. Mit wenig Fantasie kann man dort den riesigen Schwan erkennen, der mit weit ausgebreiteten Schwingen und dem nach vorne gestreckten Hals in Richtung des Milchstraßenzentrums fliegt.
Wie auf meinem Panoramabild zu erkennen ist, ist das Feld des Sternbilds ein Kaleidoskop an dunklen Nebelflecken, hell strahlenden Sternfeldern und gespickt mit einer Vielzahl faszinierender Deep-Sky-Objekte. Während diese Objekte dem einfachen Blick nach oben verborgen bleiben, ist das Wechselspiel zwischen Dunkelnebeln und Sternfeldern auch ohne Hilfsmittel gut zu erkennen. Ein Feldstecher macht den Ausblick dann bereits zu etwas wirklich Besonderem.

Der Körper des Schwans wird gebildet von einer Sternenkette, die vom Kopf Albireo (β Cygni) über Sadr (γ Cigny) hin zum Schwanz, dem hellsten Stern Deneb (α Cygni) reicht.
Vom mittleren Stern dieser Kette, Sadr, ragen die Schwingen weit in die Nacht.
Diese Form erinnert ein wenig an ein Kreuz, daher wird der Schwan auch als “Kreuz des Nordens” bezeichnet.

Den Schwan finden und beobachten

Der Schwan ist relativ leicht zu finden und kann, nachdem er einmal entdeckt wurde, auch in jeder Nacht sofort am Himmel erkannt werden. Seine hellsten Sterne sind sogar in lichtverschmutzten Großstädten gut zu erkennen.

Der erste Anhaltspunkt um den Schwan zu finden, ist der hellste Stern am Sommerhimmel: Vega in der Leier. Links daneben (Sommer) bzw. unterhalb (Frühjahr), direkt in der Milchstraße findet man zwei weitere sehr helle Sterne.
Unterhalb dieser Sterne findet man noch einen weiteren. Die drei Sterne lassen sich zu einer Linie verbinden, dem Körper des Schwans. Von der Mitte ausgehend gibt es nun in beide Richtungen jeweils weitere Sterne, so dass sich insgesamt eine Art Kreuz ergibt.

Wenn Du den Schwan zum ersten Mal suchst, versuche Dir dieses Muster einzuprägen. Es ist nämlich sehr schwer, Sterne am Himmel zu erkennnen, wenn man direkt davor oder währenddessen in einen hellen Bildschirm schaut. Deine Augen werden geblendet und Du wirst fast keine Sterne sehen.
Darum eben der Tipp: Versuche Dir das Muster des Sternbilds einzuprägen. Das geht besonders leicht, wenn Du es Dir einfach auf ein Blatt Papier zeichnest. So bekommst Du ein Gefühl dafür, wie die Sterne zueinander stehen. Dein Gehirn kann es sich so einfach besser merken.

Eine schnelle Strichzeichnung hilft Dir, Dir das Muster einzuprägen – So findest Du den Schwan, ohne dass Deine Augen von einem Bildschrim geblendet werden.

Gib Deinen Augen dann Zeit, sich ein wenig an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann geh raus und schau an den Himmel.
Kannst Du fast im Zenit fast direkt über Dir (wenn gerade Sommer ist) den hellsten Stern finden? Vega in der Leier? Links davon ist der Schwan. Du wirst zwei sehr helle Sterne finden. Das sind Deneb (der Schwanz) und Sadir (der Zentralstern). Von Deneb, dem etwas helleren Stern, über Sadir und ein ganzes Stückchen weiter nach schräg rechts unten findest Du Albireo, den Kopf. Der Abstand zwischen Deneb und Albireo (also zwischen Schwanz und Kopf) beträgt ungefähr zwei handbreit, wenn Du Deine Hand in Richtung Himmel hältst.
Jetzt hast Du schon einmal den Schwanenkörper gefunden.

Gehst Du nun mit den Augen zurück zu Sadr, dem Zentralstern, so kannst Du in beide Richtungen weg vom Schwanenkörper die Schwingen des Vogels finden.

Wenn es nicht sofort klappt, gib nicht auf! Am Anfang ist es nicht ganz einfach sich am Himmel zurecht zu finden, aber sobald Du den Schwan einmal gefunden hast, wirst Du ihn bestimmt wieder erkennen.

Wo genau findest sich jetzt der Schwan?
Im Frühling und Frühsommer findet man den Schwan im Osten halbhoch am Himmel mitten in der Nacht. Im Hochsommer und beginnenden Herbst steht der Schwan hoch oben im Zenit, direkt nach Sonnenuntergang und im Herbst im Westen in der ersten Nachthälfte. Ab Februarg geht er in den frühen Morgenstunden im Nordosten auf.

Übrigens:
Der Schwan ist ein guter Wegweiser entlang Milchstraße, die in Gegenden mit moderater Lichtverschmutzung vielleicht optisch nicht gesehen werden kann, sich aber evtl. dennoch fotografieren lässt.
Vom Schwanz, Deneb, aus nach Norden kommst Du zu Kassiopeia, dem Himmels-W; Vom Kopf, Albireo, kommst Du direkt zum Adler und von dort weiter zum Zentrum der Milchstraße.

Den Schwan fotografieren

Wie jedes Sternbild lässt sich natürlich auch der Schwan bereits mit einfachen Mitteln fotografieren.

  • Übersichtsaufnahmen mit weitwinkligen Linsen fassen das ganze Sternbild in ein Foto. Mit der richtigen Technik sind sogar mit normalen Kameras einige rote Flecken zu erkennen.
  • Mosaik-Panoramen mit Brennweiten zwischen 50 und 100 mm offenbaren dann bereits viele Details und Unmengen an einzelnen Sternen, einige Dunkelwolken und schärfer umrissene Nebelgebiete (siehe als Beispiel das obige Mosaik mit 85 mm).
  • Wie für fast alle Deep-Sky-Objekte gilt auch für die im Schwan: Ohne Astronachführung sind detailreiche Nahaufnamen nicht machbar. Einzig der Region um den Nordamerika-Nebel und evtl. dem Bereich um den Stern Sadr ist mit Brennweiten von bis zu 50 mm und Belichtungszeiten von einigen Sekunden ein wenig der rot leuchtenden Nebel zu entlocken. Einen Versuch ist es in jedem Fall wert.
    Steht jedoch eine Nachführung zur Verfügung (und sei es nur eine kleine), dann sind die meisten hier vorgestellten Objekte mit Brennweiten ab 100 mm fotografisch zu erfassen.

An sich ist das Sternbild Schwan für Einsteiger in der Deep-Sky-Fotografie im Sommer ein sehr lohnendes Ziel. Die Nebelregionen sind relativ groß, leuchtstark und einfach zu finden. Auch mit ‘normalen’ Kameras und mittleren Brennweiten ist es möglich interessante Objekte und Nebelstrukturen abzulichten. Auch die Tatsache, dass der Schwan über einen vergleichsweise langen Zeitraum und im Sommer sogar die ganze Nacht lang am Himmel steht, macht ihn zu einem idealen Übungsgebiet.

Empfehlenswerte Deep-Sky-Objekte im Sternbild Schwan, Cygnus

3. Objekte im Sternbild Schwan

Helle Sternenfelder der Milchstraße wechseln sich ab mit verschiedenartig geformten Dunkelnebeln. Die gesamte Kernregion des Schwans ist ein ausgesprochen aktives Gebiet, das daher naturgemäß viele Emmisions- und Dunkelnebel sowie einige Sternhaufen enthält.
Neben den einzelnen Deep-Sky-Objekten, die ich unten anspreche, tragen auch die Dunkelnebel teils eigene Namen oder Bezeichnungen. Am auffälligsten ist Barnard 348, der nördliche Kohlensack. Ebenfalls deutlich zu sehen ist der Zigarrennebel, der beim Cocoon-Nebel nochmals erwähnt wird.

In jedem meiner Sternbild-Artikel betrachte ich viele lohnenswerte Deep-Sky-Objekte genauer. Alle auch mit eigenen Fotos. Die Bilder sind naturgegeben über viele Jahre hinweg entstanden – mache sind daher besser, andere weniger gut. Aber alle illustrieren, von was ich da rede.

Im Sternbild Cygnus sehen wir uns die folgenden Objekte an:

  • Sterne
    • Albireo – Schwanenkopf und Doppelstern
  • Sternhaufen
    • M39 = NGC 8092
  • Nebelgebiete
    • Nordamerikanebel Sh2-117 = NGC 700 mit:
    • Pelikannebel IC5070
    • Nebelgebiete um Sadr – Die Schmetterlingsnebel – IC1318 A, B und C
    • Crescent-Nebel – “Das Gehirn der Sommermilchstraße” – NGC 6888
    • Kokon-Nebel – Sh2-125 = IC5146 mit “Dunkelzigarre” B168
    • Reste einer Supernova – Cirrusnebel – NGC 6960 u.a.
    • Weitere Objekte – kurz angesprochen

Albireo

Doppelster, Doppelsternsystem Albireo im Sternbild Schwan, Cygnus Doppelsternsystem Albireo – Einzelfoto

Albireo (β Cygni), der “Schwanenkopf” ist ein Paradebeispiel für ein Doppelsternsystem.
Hier stehen ein größerer rötlicher und ein kleinerer bläulicher Stern dicht nebeneinander. Bereits mit einem kleinen Feldstecher lassen sich die Sterne trennen und auch die Farben kommen gut zur Geltung. Mit einem Teleskop bei höherer Vergrößerung wird der Anblick nochmals interessanter.
Wirklich gut ließ sich das Pärchen nicht fotografieren, aber das Bild verschafft dennoch einen Eindruck.

Der Sternhaufen M39/NGC 7092

M39, Messier 39, NGC 7092, offener Sternhaufen im Sternbild Schwan, CygnusMessier 39 – NGC 7092 – 750mm – 75×60 Sek.

Allgemeines

Natürlich ist M39 in einem so reichen Gebiet wie dem Sternbild Schwan nicht der einzige Sternhaufen. Mit M29 gibt es hier sogar noch ein weiteres, wenngleich auch relativ kleines Objekt aus Messiers Katalog. Auch die Sternhaufen NGC 6819 und NGC 6871 wären zu nennen. Jedoch unterscheidet M39 sich von all diesen:
Er ist sogar mit bloßem Auge sichtbar und wird daher auch auf Fotos mit nur mittleren Teleskopen formatfüllend abgebildet. Mit nur rund 10 Lichtjahren im Durchmesser ist er zwar nicht sonderlich groß, allerdings ist er mit einer Entfernung von nur 1000 Lichtjahren einer der näheren Sternhaufen. Über die Anzahl der Sterne, die Teil des Haufens sind, finden sich unterschiedliche Angaben, die sich allerdings alle zwischen 30 bis zu maximal 60 Mitgliedern bewegen.

Den Sternhaufen sehen und fotografieren

In einer durchaus sternenreichen Gegend kann M39 als heller Fleck problemlos mit bloßem Auge gesehen werden; Vorausgesetzt, es ist wirklich dunkel. Bereits mit einem Feldstecher können Einzelsterne erkannt werden. Schwenkt man mit dem Feldstecher leicht nach Osten, findet man einen länglichen, dunklen, sternarmen Streifen, die sog. Dunkelzigarre. Dieser Dunkelnebel wird weiter unten beim Cocoon-Nebel nochmals erwähnt.

Fotografisch ist M39, wie die meisten größeren Sternhaufen, relativ leicht einzufangen. Da es sich um klar definierte, relativ leuchtkräftige Sterne handelt, sind kurze Belichtungszeiten ausreichend.
Genaueres zu den Vorteilen, die Sternhaufen gerade Anfängern bieten, habe ich in einem eigenen Artikel beschrieben.

Sternhaufen - Funkelnde Juwelen am Nachthimmel
Im Gegensatz zu vielen anderen Deep-Sky-Objekten, wie beispielsweise Emisionsnebeln, sind Sternhaufen vergleichsweise leicht zu fotografieren und auch visuell sind einige von ihnen ohne Hilfsmittel zu erkennen. Dennoch werden sie etwas stiefmütterlich behandelt, da sie nicht mit bunten Farben oder filigranen Details beeindrucken. Dabei sind sie wunderschöne Objekte, die mit ein wenig Hintergrundwissen nochmals spannender werden.
Dieser Artikel gibt Dir einen Überblick über die verschiedenen Sternhaufen, erklärt deren Entstehung und soll die Freude wecken, sich mit diesen Juwelen am Nachthimmel näher zu befassen.

Nordamerika-Nebel NGC 7000 und Pelikannebel IC 5070

Nordamerika- und Pelikannebel, 200 mm, 75x59Sek, mit bzw. ohne Sterne

Allgemeines

Die beiden Objekte, Nordamerika-Nebel links und Pelikan-Nebel rechts im Bild, werden von einer großen Dunkelwolke (LDN 935) getrennt. Während der Namensursprung des Nordamerika-Nebels beim Betrachten sofort deutlich wird, ist dies beim Pelikannebel nicht ganz so klar ersichtlich.
Auffällig ist auch der starke Kontrast zwischen der Dunkelwolke einerseits und andererseits der enormen Sterndichte westlich, in der der Nordamerika-Nebel fast verschwindet. Hier versperren keine Materiewolken die Sicht und somit ist ein tiefer Blick in die Milchstraße möglich.
Eigentlich stellen beide Nebelgebiete, zusammen mit weiteren Regionen im Schwan in Richtung der Sterne Deneb und Sadr ein und dieselbe Nebelregion, auch die Dunkelnebel sind ein Teil davon. Die Unterschiede zwischen leuchtkräftigen Emissionsnebeln und schwarzen Dunkelnebeln liegen einzig darin begründet, dass teils stark strahlende Sterne vorhanden sind, die bestimmte Bereiche dieser riesigen Materiewolke zum Eigenleuchten anregen. In den dunklen Bereichen fehlen diese Sterne.

Den Nordamerika-Nebel sehen und fotografieren

Der Nordamerika-Nebel und der direkt daneben liegende Pelikan-Nebel sind mit die für Anfänger am einfachsten zu fotografierenden Emissionsnebel des Sommerhimmels. Zwar gibt es im Zentralbereich der Milchstraße, im Sternbild Schütze, ebenfalls einige Anfängerobjekte, doch stehen die Nebelgebiete im Schwan über einen wesentlich längeren Zeitraum des Jahres am Himmel und das auch noch in großer Höhe, so dass Lichtverschmutzung und atmosphärische Störeffekte wesentlich schwächer sind.

Sichtbar ist der Nordamerika-Nebel kaum. Nur unter einem sehr dunklen Himmel, der frei von jeglicher Lichtverschmutzung sein muss, ist er mit Übung als diffuser Fleck zu erkennen.

Fotografisch hingegen ist der Nordamerika-Nebel ein hervorragendes Einsteigerobjekt. Die Region ist leicht zu finden und auch mit weniger professionellem Equipment gut abzulichten. Der Nordamerika-Nebel hat eine Ausdehnung, die etwa dreimal dem Vollmonddurchmesser entspricht.
Brennweiten ab ca. 200 mm eignen sich für bildfüllende Aufnahmen, weitere Brennweiten ab 50 oder 85mm zeigen dann schon einen größeren Bereich mit den nachfolgend beschriebenen Nebelgebieten zwischen den Sternen Deneb und Sadr.
Auch mit normalen Kameras und vergleichsweise kurzen Belichtungszeiten ist es möglich, Teile der Nebelgebiete zu fotografieren. Als Anhaltpunkt wäre eine Aufnahmeserie mit 50mm, einer Belichtungszeit von 5 Sekunden, bei einem ISO-Wert von 1600 denkbar. Etwa 100 Fotos zu einem Bild verrechnet (gestackt) sollten bereits erste Strukturen zeigen.

Ein weiteres Foto mit recht kurzer Belichtungszeit:
Crescent-Nebel, NGC 6888, offener Sternhaufen M29 Widefield, 200 mm 135 mm, 40×60 Sek. – Erste, schnelle Testaufnahme mit dem Star Adventurer mini (Testbericht). Gut zu erkennen, dass der Nebel mit wenig Belichtungszeit sichtbar wird. Im Vergleich mit dem nächsten Bild wird deutlich, dass es sinnvoll ist lange “Licht zu sammeln”.

Nebelgebiete um Sadr – IC 1318 – γ-Cygni-Nebel oder Schmetterlings-Nebel mit Dunkelwolken

“Widefield im Schwan mit den drei Teilen des Gamma-Cygnus-Nebels – 50 mm, 80×149 Sek. – Objektbeschriftungen: Maus über Bild bewegen!

Allgemeines

Auch wenn es so wirkt, als stünde Sadr (γ [=gamma]-Cygni) im Zentrum dieser Nebelgebiete, so ist er mit etwa 1800 Lichtjahren wesentlich näher als die Nebelfelder, die sich in etwa 4900 Lichtjahren Entfernung befinden. Anders ausgedrückt: Sadr befindet sich etwa auf halben Weg zwischen uns und den Nebelgebieten.

Belichtet man lange genug, so scheint fast der gesamte Raum rund um den Zentralstern des Schwans in roten Farben zu leuchten, einzig von einigen Dunkelnebeln unterbrochen und ergänzt durch Sterne und Sternhaufen. In so einem reichen Gebiet ist es nicht ganz einfach, die einzelnen Teilbereiche zu lokalisieren und zu unterscheiden. Jedenfalls ist nicht alles, was da um Sadr leuchtet Teil von IC 1318. Der Schmetterlingsnebel selber ist wiederum auch nur ein Teil von diesem Objekt.

Nimmt man es genau, so besteht IC 1318 aus drei Bereichen, die mit IC 1318A, B und C bezeichnet werden.
A findet sich (auf meinem Bild) oberhalb von Sadr, B und C links unterhalb. B und C werden hierbei von einem Dunkelnebel (LDN 889) optisch getrennt, ähnlich wie auch die oben beschriebenen Gebiete von Nordamerika- und Pelikannebel. Daher wirken vor allem B und C wie ein Schmetterling und tragen eben diesen Namen.

Hier nochmals ein Ausschnitt aus obigen Bild:
IC 1318 A, B und C im Sternbild Schwan - CygnusAusschnitt aus dem 50 mm Widefield mit den drei Teilbereichen von IC 1318. Die unteren beiden sind der Schmetterlingsnebel.

Der oben angesprochene kleine offene Sternhaufen M29 ist übrigens, wie auch einige andere Sternhaufen, Teil dieser Nebelregion. Im Übersichtsbild oben ist er auch eingezeichnet.

Den Gamma-Cygnus-Nebel sehen und fotografieren

Im Großen und Ganzen gilt für IC 1318 und die umgebenden Nebelgebiete dasselbe was ich bereits beim Nordamerika-Nebel geschrieben habe: Sichtbar sind die Nebel praktisch nicht, fotografisch zu erfassen hingegen relativ einfach.
Doch gibt es einen Unterschied zum Nordamerika-Nebel: Während dieser sehr leuchtkräftig ist und bereits mit vergleichsweise kurzer Gesamtbelichtungszeit schön sichtbar wird, gilt für IC 1318 und die Umgebung: So lange wie möglich! Zwar sind IC 1318 B und C relativ leuchtstark, doch gerade die vielen feinen, teils unkatalogisierten Strukturen lassen ein Widefield-Bild dieser Region so richtig strahlen. Und hierfür werden doch einige Stunden an Belichtungszeit benötigt. 2 bis 3 sind ein guter Anfang, 6 bis 8 oder gar noch mehr wesentlich besser. Jede Stunde mehr kann weitere feine Strukturen sichtbar werden lassen.

Crescent- oder Sichel-Nebel, NGC 6888

Crescent-Nebel, NGC 6888, offener Sternhaufen M29 Widefield, 200 mm Crescent-Nebel und M29, 200 mm, 12×90 Sek.

Allgemeines

Der Crescent-Nebel wirkt zunächst fast wie der Überrest einer Supernova und erinnert in gewisser Weise an den nachfolgend beschriebenen Cirrus-Nebel. Lange Zeit hielt man ihn auch für ein derartiges Objekt, bis klar wurde, dass sich im Zentrum nicht das Überbleibsel einer Supernova findet, sondern ein sog. Wolf-Rayet-Stern. Daher ist NGC 6888 ein Emissionsnebel, genauer ein relativ seltener Wolf-Rayet-Nebel, dessen Entstehung durchaus interessant ist:

Die Energie, die dieses Objekt leuchten lässt, kommt, wie auch Teile der leuchtenden Materie selber, von dem Wolf-Rayet-Stern. Diese Sterne zu erklären würde den Rahmen sprengen. Verkürzt handelt es sich bei W-R-Sternen (benannt nach ihren französischen Entdeckern, gesprochen also Wolf-Raiee) um Sterne im “Todeskampf”, die ihre Hüllen mit einem enormen Strahlungsdruck oder “Sternenwind” mit Geschwindigkeiten von bis zu 4000 km/Sek. davonblasen. Diese Sterne explodieren also nicht, sondern treiben ihre Masse, ihre äußeren Hüllen in (astronomisch) kurzer Zeit in riesigen Mengen und höchster Geschwindigkeit ins All. Ihre Oberflächentemperatur beträgt dabei bis zu 120.000 Grad und die Leuchtkraft kann das 10.000-fache unserer Sonne erreichen. Durch den Abstoßungsprozess sind W-R-Sterne somit auch die übrig gebliebenen Kerne ehemaliger massereicher Sterne.
So ein Stern sitzt also im Zentrum des Crescent-Nebels.
Die leuchtende Materie selber ist wohl zu Teilen der Überrest abgestoßener “Sternhüllen”, die von den hohen Temperaturen des W-R-Sterns zum Eigenleuchten angeregt, also ionisiert wird. Andererseits treffen die starken Sternwinde auch auf umgebende interstellare Materie, die, vereinfacht gesagt, durch Reibung ebenfalls zum Leuchten angeregt wird.
Der Nebel reflektiert also nicht das Licht eines Sterns wie es ein Reflexionsnebel machen würde. Der Nebel leuchtet von sich aus, da die Materie zum Eigenleuchten angeregt wird; Ein Emissionsnebel entsteht.

Crescent-Nebel mit Umgebung, 200mm 18×90 Sek. – Objektbeschriftungen: Maus über Bild bewegen!

Den Crescentnebel sehen und fotografieren

Es ist möglich, den Crescent-Nebel zu sehen, allerdings bedarf es hierfür nicht nur eines ausgezeichneten Himmels bei bestem Seeing, sondern auch einiges an Erfahrung und geeignete Instrumente.

Fotografisch ist der Nebel hingegen bereits ab ca. 150 mm einigermaßen groß auf ein Foto zu bannen. Doch erst mit Brennweiten ab etwa 750 mm sind dem Sichelnebel seine feinen Details zu entlocken. Dafür sind aber lange Belichtungszeiten notwendig und im Idealfall Belichtungsserien mit unterschiedlichen Nebelfiltern.
Meine Aufnahme ist nur ein trauriger Versuch, dieses Objekt einzufangen. Sie zeigt nur den besonders leuchtkräftigen sichelförmigen Bereich, der ggf. auch visuell sichtbar ist und dem Nebel seinen Namen gab. Sicherlich sind auch mit durchschnittlichen Amateurteleskopen wesentlich mehr an Details rauszuholen, als es mir in einer schlechten Nacht bei relativ kurzer Belichtungszeit möglich war. Dennoch zeige ich das Foto der Vollständigkeit halber; Auch um eine Vorstellung zu vermitteln, wie groß dieses Objekt bei 750mm an einem Crop-Sensor wirkt:
Crescent-Nebel, NGC 6888, 750 mmCrescent-Nebel, 750 mm, leicht rundrum beschnitten, 60×2 min.

Der Kokon-Nebel


Cocoon-Nebel mit M39 und Sh 2-125, Crop-Kamera + 200 mm

Allgemeines

Der Cocoon-Nebel ist ein Emissionsnebel um einen sehr jungen offenen Sternhaufen, der den Namen Collinder 470 trägt. Er befindet sich etwa 3000 bis 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 10 bis 12 Lichtjahren. Dieser Emissionsnebel ist, wie beispielsweise der wesentlich bekanntere Orionnebel, ein Sternentstehungsgebiet. Dunkelnebel, Emisionnebel und Sternhaufen sind alle Teil des üblichen Entstehungsprozesses von Sternen. Daher ist die gemeinsame Erscheinung (also der Cocoon-Nebel, die Dunkelwolke B 168 und der Sternhaufen Col 470) etwas sehr normales. Genaueres dazu habe ich in den Artikeln zu Dunkelnebeln und Sternhaufen beschrieben.
Überwiegend besteht der Nebel aus selbstleuchtendem Gas, das von Sternen angeregt wird; Daher auch Emmissionsnebel. Es enthält allerdings auch reflektierende (im Randbereich) und absorbierende (im Kern) Anteile. Collinder 470 (bzw. Teile davon) ist wohl immer noch im Entstehen begriffen, sein Alter wird mit wenigen Hundertausend Jahren angegeben.
Die dunklen Bereiche im Kern des Nebelgebiets sind dichte Ansammlungen von Materie, die das Licht der enthaltenen Sterne nicht durchdringen kann. Hier verdichtet sich Materie zu neuen Sternen.

Den Cocoon-Nebel sehen und fotografieren

Sichtbar ist der Cocoon-Nebel fast nicht. Nur geübten Beobachtern mit großen und lichtstarken Teleskopen gelingt es mit indirektem Sehen, leichte neblige Aufhellungen um die Sterne des Nebels zu erkennen.

Fotografisch hingegen ist dieser Emissionsnebel relativ einfach einzufangen, zumindest dann, wenn eine astromodifizeirte Kamera zur Verfügung steht.
Bereits auf Aufnahmen mit 85 oder 100 mm ist er als kleiener roter Fleck zu erkennen. Aufnahmen mit 200 oder 300 mm zeigen dann schon einige Details, wie mein obiges Bild verdeutlicht. Dafür sind nicht einmal enorm lange Belichtungszeiten notwendig. Meine 200 mm Aufnahme enthält (unbeabsichtigter Weise) nur 13 Bilder mit jeweils 90 Sekunden, also insgesamt gerade einmal 20 Minuten.
Der Vorteil solch einer Widefield-Aufnahme ist offensichtlich: Der Cocoon-Nebel kann in Zusammenspiel mit der Dunkelzigarre B168 (wobei Barnard damit eigentlich nur den Bereich um den Nebel meinte) und dem hübschen Sternhaufen M39 auf ein Foto gebannt werden. Das ergibt ein vielfältiges Bild, das die Dimensionen gut widergibt.

Aufnahmen mit Brennweiten von 750 bis über 1000 mm zeigen den Nebel dann schon als großes zentrales Objekt. Vor allem bei langen Belichtungszeiten ist es möglich, viele Details herauszuarbeiten.

Die Bildbearbeitung dieses Objekts ist vergleichsweise einfach, da es zwar in einer extrem sternenreichen Gegend der Milchstraße lieg, der fast schwarze Hintergrund der Dunkelzigarre jedoch einen guten Kontrast ergibt.
Cocoon- Kokon-Nebel mit Collinder 470 und B168 im Sternbild Cygnus, Schwan, 750 mmCocoon-Nebel, 750 mm, 32×3 min.

Kokon-Nebel, Cocoon-Nebula, 274 mm, Widefield, B168, M34, Cygnus

Kokon-Nebel, Dunkelzigarre, M34 und weitere.
KLICK für beschriftetes Vollbilld
Canon 6Da – Omegon 61/274 (274 mm) – iOptron CEM25p

Cirrus-Nebel – NGC 6960

Cirrus-Nebel, Widefield, 200 mmCirrus-Nebel, 200mm, 31×2 min.

Allgemeines

Der Cirrus-Nebel (auch Schleier-Nebel – engl. Veil Nebula) ist der im optischen Spektrum sichtbare Teil des Cygnus-Bogens, einem großen Überrest einer Supernova (“explodierender Stern”). Er umfasst vielfältig geformte Fäden, Bänder, Streifen oder Wölkchen; eine Mischung aus Emissions- und Reflexionsnebeln.
Er befindet sich mit rund 1500 bis 2000 Lichtjahren Entfernung in relativer Nähe und hat einen Durchmesser von etwa 100 Lichtjahren. Die Supernova ereignete sich wohl vor rund 8000 Jahren, als ein Stern mit einer geschätzten 20-fachen Masse unserer Sonne explodierte und seine Materie in’s All schleuderte. Auch heute noch breiten sich die Nebelbereiche weiter aus und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1,5 Mio. km pro Stunde!
[Quelle: https://www.spacetelescope.org/news/heic1520/]

Die einzelnen Bereiche des Cirrus-Nebels tragen eigene NGC-Nummern und haben teilweise sogar Vulgärnamen. So wird der westliche Teil NGC 6960 (in meinem Bild rechts oben) auch als “Hexenbesen”, “Sturmvogel” oder “Gottes Finger” bezeichnet, der östliche Teil NGC 6992 und 6995 als “Knochenhand” oder “Netzwerknebel”.

Den Cirrus-Nebel sehen und fotografieren

Sichtbar ist der Cirrusnebel ohne Hilfsmittel nicht. Leistungsstarke Teleskope zeigen an dunklen Beobachtungsorten in Kombination mit Nebelfiltern für den geübten Beobachter allerdings fantastische Details. Der Anblick ist immer wieder atemberaubend!

Fotografisch hingegen ist er in zweierlei Hinsicht interessant: Erstens ist der Cirrus-Nebel relativ groß, so dass er bereits auf Aufnahmen mit 85 mm sichtbar wird und zweitens stören keinerlei Vordergrundobjekte den Blick – Nagut: Vielleicht ein Stern. 😉 . Die nicht zu große Sternendichte und deren geleichmäßige Verteilung in der Umgebung erleichtert die Bildbearbeitung deutlich.
Auch eignet sich der Cirrus-Nebel für fast jede Brennweite. Von vollständigen Aufnahmen mit 200 bis 300 mm bis hin zu Details der Teilbereiche mit großen Teleskopen hat dieses Objekt immer wieder neue Ansichten zu bieten.

Hier Beispiele mit verschiedenen Brennweiten:

Cirrus-Nebel im 85 mm Widefield
Canon 6Da – Samyang 85 mm

Cirrus-Nebel
Crop aus 135 mm
Canon 6Da – Samyang 135 mm f/2.0 – Omegon Minitrack LX3

Cirrus-Nebel mit Omgeon 61/274 – unbeschnitten – Ca. 3 Stunden Belichtungszeit
Canon 6Da – iOptron CEM25p

Hier ein Ausschnitt daraus:

Nur runde 3 Stunden Belichtungszeit an einem mittelmäßigen Standort.
Ohne gekühlte Kamera bei 24° Außen- und fast 40° Sensortemperatur.

Weitere Objekte

– Mit M29 findet sich in der Region des Schwans ein zweites Objekt aus dem Katalog Messiers. Warum er ausgerechnet diesen unscheinbaren Sternhaufen aufnahm erschließt sich nicht sofort, gibt es dort doch weitere ebenso schöne Sternhaufen. Wahrscheinlich erinnerte ihn dieser relativ dichte “Fleck” am ehesten an einen Kometen, denn darum ging es in seinem Katalog ja ursprünglich.
M29 ist nicht besonders sehenswert, aber eben ein Messier-Objekt und daher zumindest einen Blick wert.

– Das Nebelgebiet Sh 2-101 ist relativ groß und leuchtstark und bildet mit dem Dunkelnebel LDN 847 einen hübschen Kontrast. Aufgrund seiner Größe auch mit kleineren Instumenten gut abzulichten

– Das Nebelgebiet Sh 2-119 ist annähernd so groß wie der Nordamerikanebel, benötigt aber mehr Belichtugnszeit, wenngleich es nicht besonders leuchtschwach ist. Das Nebelgebiet, der Dunkelnebel und die sternenreiche Region, die sich im selben Feld finden, erzeugen ein abwechslungsreiches Bild, das in der bildbearbeitung etwas anspruchsvolelr ist.

Viele weitere offene Sternhaufen, leuchtende Nebelgebiete und sternenarme Dunkelwolken können im Sternbild Schwan entdeckt werden. Viele, wenn auch nicht alle, finden sich in den Katalogen LDN, LBN und Sharpless.

Zusammenfassung

Pelikan-Nebel, Gottes Finger, Schmetterlings- und Cocoon-Nebel. Knochenhand, Nordamerika-Nebel und Dunkelzigarre. Das Sternbild Schwan ist wahrlich ein reicher Jagdgrund für Astrofotografen. Emissions- und Reflexionsnebel, die Überreste einer Supernova, der seltene W-R-Nebel und verschiedene Dunkelwolken, Sternhaufen und viele nicht katalogisierte “Nebelfetzen” laden immer wieder ein, dieses Sternbild zu besuchen.
Die hier behandelten Objekte sind die größten und bekanntesten, sozusagen die “Tourismusmagneten” des Schwans. Doch auch der Besuch der Nebengassen, der unbekannteren Schätze, kann immer wieder verlocken diese Region aufzusuchen, in der vom kleinen Feldstecher bis hin zu großen Teleskopen für jedes Instrument viel geboten wird.

Freundliches Schlusswort

Ich hoffe sehr, dass dieser Artikel für Dich unterhaltsam war. Evtl. hat er Dir Deine Fragen beantwortet oder Dir gute Hinweise für die nächsten sommerlichen Fototouren geliefert.
Vielleicht hast Du auch Lust bekommen, noch mehr über andere Sternbilder zu erfahren. Dann schau oben in die Kategorie “Objekte am Himmel”.

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Zuletzt bleibt mir nur noch zu sagen: Geh raus, schaue in die Sterne und staune. Auch wenn Du keine Kamera dabei hast, ist das Betrachten eines mit Sternen übersäten Himmels immer wieder ein grandioses Erlebnis. Und gerade die Region des Schwans bietet sich hierfür förmlich an.
Ich wünsche Dir von Herzen viel Freude, Ruhe und Erfüllung in der Nacht. Alles Gute!

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