Wie schnell so ein Jahr vergeht…
…doch gleichzeitig erscheint es im Rückblick vielfältig und ereignisreich.


(M)ein astrofotografischer Jahresrückblick in (vielleicht) 4 Teilen.

EDIT:
Dieser Jahresrückblick 2018 ist natürlich nicht mehr in allen Teilen und zu 100% aktuell.
Aber gleichzeitig ist er dennoch eine spannende Reise, auf der Du mich hinaus in die Nacht begleiten kannst.
Schau mir über die Schulter, freue Dich mit mir und teile meine Frustration. Erfahre wie es so ist, als mobiler Astrofotograf dem Sternenhimmel hinterher zu jagen und immer wieder auf die eine Nacht und das eine Foto hinzufiebern.

Übrigens: Es sind 6 Teile geworden.

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Womit beginnen?

Streng genommen wohl am 01. Januar 2018 um 00:01 Uhr.
Doch war mein Himmel zu diesem Zeitpunkt, wie wohl bei den meisten, vor allem mit bunten Raketen erhellt, nur um sich kurz danach in dichten Dunst zu hüllen. Die Silvesternacht ist vermutlich bei den wenigsten Astrofotografen der Himmelsfotografie gewidmet. Zum Jahreswechsel 2017/2018 schien noch dazu der fast volle Mond.

Ich habe daher entschieden, diesen Jahresrückblick am 23. Dezember 2017 beginnen zu lassen – mit gutem Grund:
Während der Spätsommer, der Herbst und auch der Anfang des Winters 2017 von fast dauerhaft trübem Wetter und scheinbar ewigen Wolken gekennzeichnet waren (das Gejammer war in sämtlichen Astro-Gemeinschaften groß und die Wetterdienste sprachen von den örtlich trübsten Monaten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen oder einer “negativen Sonnenscheinbilanz”), ergab sich für mich am Vorabend des Weihnachtstages nach vier langen Monaten des Wartens wieder eine Chance, die Sterne zu beobachten.

Diese Dezember-Nacht war mein erstes Weihnachtsgeschenk und der Auftakt für einen Winter und folgenden Frühling, der, ganz im Gegensatz zu den zurückliegenden Monaten, wettertechnisch wirklich zu begeistern wusste!

Mein Astro-Wetter 2018 – ein schneller Überblick

Es war zwar bis Ostern häufig extrem kalt, aber überwiegend und vor allem immer rund um Neumond wolkenfrei. Somit war es jeden Monat möglich, die fantastische Weite des nächtlichen Himmels zu genießen – auch für Zeitgenossen wie mich, die als Stadtmenschen jeden weiten Ausflug in die Dunkelheit nur bei gutem Wetter wagen.

Nach einem fantastischen-sommerlichen Frühling folgte eine kurze Normalisierung des Wetters, bevor der Sommer im Juni und Juli mit voller Macht hereinbrach. Der Abend der Mondfinsternis im Juli war somit überall zumindest zeitweise wolkenfrei.

Erst zum August änderte sich das Wetter und erreichte ein für die Jahreszeit normales Maß, was für Astrofotografen nicht ganz so perfekt ist. Aber immerhin war es Mitte August zu Neumond und den Perseiden nicht bedeckt.

September und die erste Oktoberhälfte bescherten Mitteleuropa nochmals einen Anflug von Sommer mit stabilem Wetter und Temperaturen von mehrfach über 25°; jedoch auch mit den ersten herbstlichen Nebelfeldern.
Erst in der vorletzten Oktoberwoche brach der schönste Spätsommer ein und die erste Ladung “Schmuddelwetter” kündete davon, dass die kalte und dunkle Jahreszeit nun definitiv im Anmarsch war.

Der November war dann auch überwiegend von Wolken und (Hoch-)Nebel geprägt, doch ergaben sich hier und da immer wieder klare Nächte – ganz anders als im zurückliegenden Herbst 2017.
Am 19. November gab es dann in Süddeutschland bis ins Flachland den ersten Schnee und auch die Temperaturen machten deutlich: Der Winter ist da.

Zu Neumond Mitte Dezember verabschiedete sich das Astrojahr dann nochmal…. [man wird sehen]
– a) versöhnlich, denn es war wolkenfrei und der Sternschnuppenregen der Geminiden zeigte sich in seiner vollen Pracht
– b) von seiner garstigen Seite. Dichte Wolken verhinderten den Blick auf die Dezembersternschnuppen der Geminiden.

So. Nach diesen einleitenden Worten springen wir direkt hinein in meinen Jahresrückblick 2018.
Ich werde meine Erlebnisse beschreiben, Bilder zeigen (auch bisher unveröffentlichte), einige Anekdoten erzählen und Dich so teilhaben lassen an meinen Ausflügen, meinen Erfolgen und Niederlagen. Viel Spaß!

DEZEMBER 2017

Endlich wieder Sterne

Nach den bewölkten letzten 4 Monaten des Jahres 2017, die fast alle Astrofotografen zur Verzweiflung getrieben hatten, zeigte sich das Jahr zuletzt zumindest etwas versöhnlich:

Mit viel Glück konnte ich Mitte Dezember die Geminiden zwischen einigen Wolkenlücken fotografieren, doch das war nur eine kurze Einstimmung.

Die erste und einzige „richtige“ Astronacht Ende 2017 erlebte ich vom 23. auf den 24. Dezember.
Wenngleich das Wetter zunächst nicht gut aussah, schenkte ich doch meinem Wetterbericht Glauben und fuhr bei relativ starker Bewölkung zu meinem Stammplatz in den Bergen.
Oben auf 1400 m Höhe angekommen sah es nicht besser aus, aber immerhin waren die hellsten Sterne bereits in einigen Wolkenlücken zu erkennen. Es war noch vor 19 Uhr und bis zum angekündigten klaren Himmel ab Mitternacht noch einige Zeit hin. So stellte ich zunächst eine, dann eine zweite und dritte Zeitrafferkamera auf, die mein geduldiges Warten auf die sternenklare Nacht festhalten sollten.
Auch wenn es noch nicht wirklich schön war, erfüllte mich der Blick auf Orion und Co., die ich in den größer werdenden Wolkenlücken erkennen konnte, mit Freude:

Endlich war ich wieder in den Bergen, endlich wieder eine Nacht unter den Sternen!
 
Ein paar Sterne hinter den Wolken – Zeitraffer-Standbild – Canon 7D – Samyang 14 mm – ISO 1600 – 25 Sekunden
 

Tatsächlich wurde es zum Anbruch des Weihnachtstages ab etwa Mitternacht klar und ich konnte mein 135 mm Objektiv nutzen.
Zum Morgen hin, nachdem ich die Zeitrafferkameras mehrfach umgestellt hatte, konnte ich sogar noch ein 360°-Panorama fotografieren. Als gutes Omen für die folgenden Monate fiel mir fast schon weihnachtlich-kitschig auch noch eine riesige Sternschnuppe direkt vor die Linse.

Meine Weihnachtsschnuppe, das Deep-Sky-Bild mit dem 135 mm Objektiv und den wirklich gelungenen Zeitraffer-Film gibt es, zusammen mit einem wesentlich ausführlicheren Bericht (auch zu dem Sternschuppenregen der Geminiden Mitte Dezember), hier nachzulesen:

Kurznews Januar 2018 Sternschnuppennacht der Geminiden, Astrofotografie an Weihnachten, Widefield- und Deep-Sky-Aufnahmen, Zeitraffer, ein interaktives Kugelpanorama der Wintermilchstraße, die Atwort auf die Frage, ob es mehr Sandkörner auf der Erde oder mehr Sterne im Universum gibt….
Die News im Januar 2018.

Januar 2018

Frostige Nächte in Vorarlberg

Der Beginn einer kalten Nacht – Blaue Stunde mit aufgehenden Sternen in Vorarlberg
 

Dass es rund um den ersten Neumond des neuen Jahres schönes Wetter geben würde, war bereits frühzeitig abzusehen. Doch wo und wann genau war nicht so eindeutig. Denn eine klare dauerhafte Schönwetterlage gab es nicht. Für mich stand aber fest, dass ich unbedingt mindestens zwei Nächte fotografieren wollen würde. Nur extrem schlechtes Wetter hätte mich davon abhalten können.

Bis kurz vor dem angepeilten Termin schien es so, als könnte ich wieder meinen Stammplatz im Salzkammergut aufsuchen.
Doch als das Datum immer näher rückte, wurde langsam klar, dass das Wetter mir einen Strich durch die Rechnung machen würde. Am Tag der Abreise entschied ich nach langem hin und her, eine weitere Fahr in Kauf zu nehmen und über 300 km nach Vorarlberg ins Grenzgebiet Deutschland/Österreich/Schweiz zu fahren. Denn dort sollte es vom Abend des 13.01. bis zum Morgen des 15.01. klaren Himmel geben. Die Chancen zumindest eine, wenn nicht gar zwei klare Nächte zu erleben, standen gut. Die angekündigten Temperaturen schreckten mich nicht ab, erwiesen sich dann aber als durchaus „zapfig-koid“ (ungemein frostig) und brachten einen interessanten Nebeneffekt mit sich, der jeden, dem ich davon erzähle, zum Lachen bringt.

Ausführlich und – hoffentlich unterhaltsam bis lustig – habe ich das hier alles aufgeschrieben:

Kurznews Februar 2018Zwei fantastische Nächte unter dem perfekten Himmel…wenn die Kälte nicht wäre.

Ein kalter Bericht inkl. Fotos und einem Zeitraffer-Video.

Willst Du mit mir frieren?
Die News im Februar 2018.

Februar 2018

Tiefschnee bei -18° im Salzkammergut

Schnelles Panorama am Wegesrand – Canon 6D – 14 mm
 
Auch der Februar hielt rund um Neumond ein paar schöne Nächte bereit.
Nach dem frostigen Erlebnis im Januar entschied ich nun endgültig, die Heizung in meinem sich im Ausbau befindlichen Bus einzubauen. Eigentlich war der Ausbau noch nicht weit genug vorangeschritten, aber nochmals wollte ich das nicht erleben. Die Heizung hatte ich bereits einige Wochen bei mir herumstehen, also sollte sie nun – zumindest provisorisch – eingebaut werden.
Dafür musste (für den Abluftkamin) das erste große Loch in die Außenhaut, also das Blech meines Busses geschnitten werden. Weitere Schnitte für Fenster werden folgen, aber das erste Loch, das man in sein Auto schneidet, ist wohl das schwerste. Ein falscher Schnitt, ein falsches Loch im Blech des Autos, ist nicht so einfach zu reparieren.

Über den spannenden Ausbau eines großen Busses könnte ich einen eigenen Artikel oder sogar eine eigene Website schreiben, unterlasse das aber an dieser Stelle. Wer neugierig ist, kann mich allerdings gerne anschreiben. Nur soviel: Möbelbau, der Einbau von Fenstern, einer Heizung, von Wassertanks und einer sicheren Stromversorgung, von Toilette und Küche ist ein ausgesprochen herausforderndes Unterfangen, das (zumindest für Ungeübte ohne Garage und Werkstatt) einiges an Verrücktheit, Wagemut und vor allem enorm viel Zeit erfordert. Dafür entsteht ein individueller Ausbau ganz nach meinem Geschmack und angepasst an meine Bedürfnisse. Und das gute Gefühl, es selbst gemacht zu haben.

Jedenfalls verlief der Einbau der Heizung (inkl. Kamin, Anschluss an den Dieseltank, Verlegen von Heizungsrohren…) relativ problemlos und ich konnte noch am selben Abend den Nachthimmel im Salzkammergut erleben.

Mein Außenthermometer, das ich direkt an einem Stativ befestigt hatte, zeigte in dieser Nacht gemütliche -17,9°. In meinem Bus hatte ich die Heizung auf 12° gestellt, was ein vergleichsweise wüstenartiges Klima erzeugte.
Um nicht falsch verstanden zu werden:
Dies bedeutete nicht, dass ich schnell eine Kamera draußen aufstellte und dann gemütlich im Warmen saß und ein Buch las. Vielmehr war ich – dick und warm eingepackt – die meiste Zeit draußen unterwegs. Nur konnte ich nun immer mal wieder in den Bus steigen und einen Kaffee im Warmen trinken. (Wobei ich immer darauf achtete, nur mein Rotlicht zu nutzen, um meine Augen nicht zu blenden).
Denn den Genuss der Weite des Himmels, die Stille und Einsamkeit sowie die unzähligen Sterne muss ich einfach auf mich wirken lassen. Ich schöpfe Kraft aus der mich umgebenden Natur, aus der Ruhe und dem „einfach sein“.

Zum Morgen hin wollte ich etwas abseits ein 360°-Panorama erstellen. Denn jetzt in der zweiten Februarhälfte war das Zentrum der Milchstraße erstmals nach dem Winter wieder für eine kurze Zeit sehr horizontnah zu sehen.
Ich packte also gegen 2:30 Uhr zwei Kameras, mehrere Akkus, Objektivheizung und vor allem mich sehr warm ein und stapfte durch ein großes Schneefeld. Schneeschuhe wären nicht verkehrt gewesen, denn mehrfach sank ich bis zum Knie ein.
Ich kenne die Gegend jedoch sehr gut und war mir bewusst, welche Gefahren dort lauern – bzw. nicht lauern. Denn das nächtliche Wandern bei Minusgraden im Schnee ist kein Spaziergang und man sollte durchaus etwas Erfahrung mitbringen, die Gegend kennen und wissen, was man tut.

Ein schneller Schnappschuss bevor ich los stapfte, um das Panorama zu fotografieren. Orion befindet sich bereits im Untergehen.
 

Eine Kamera (eine alte 7D) stellte ich auf, um einen Zeitraffer aufzunehmen. Ich wollte sie am Rückweg wieder abholen. Die zweite (meine gute 6D) nahm ich noch ein Stück weiter mit, um das Panorama zu fotografieren.
Das Fotografieren (noch mehr aber das nachträgliche Zusammensetzen) eines nachgeführten Panoramas ist eine große Herausforderung. Auch dann wenn es nicht -17° hat. Man muss über einen Zeitraum von mehr als 2 Stunden konzentriert arbeiten und hat danach eine große Menge Daten, deren Vereinigen zu einem nahtlosen Bild schwierig ist und mir nicht immer gelingt. Obwohl ich es schon öfters gemacht habe, unterlaufen mir gelegentlich Fehler, die sich später am Computer bitter rächen.
Die Drehung der Erde sorgt dafür, dass die Sterne während der Aufnahme (über eine Stunde, danach folgt der problemlose Vordergrund) mehr als 15° über den Himmel wandern.
Umfasst das Panorama nur einen Abschnitt (z.B. 180°), ist das Zusammensetzen nur vom durchdachten und genauen Arbeiten abhängig. Soll jedoch eine virtuelle 3D-Kugel mit 360°x180° erstellt werden, dann ist der Versatz an der Nahtstelle enorm. Jeder noch so kleine Fehler stellt dann ein (manchmal unüberwindbares) Hindernis dar.
(Wie man aber z.B. beim Bericht vom Dezember sehen kann, funktioniert es aber meistens.)

Ich erstelle solche aufwändigen Panorama-Bilder dennoch ausgesprochen gerne – und das aus mehreren Gründen:
Einerseits liebe ich die Ergebnisse. Ich finde den Eindruck des drehbaren Bildes genial und liebe die Details der hochauflösenden Bilder.
Darüber hinaus genieße ich die Zeit der Aufnahme. Die guten zwei Stunden, die ich alleine neben der Kamera sitze, haben fast etwas meditatives. Abgesehen davon, dass ich nach jedem Bild die Kamera neu ausrichte, geschieht nichts. Kein Geräusch (im Winter noch nicht mal nachtaktive Tiere), kein Licht, praktisch kein Reiz der auf mich einwirkt. Um so länger ich sitze, um so heller strahlen die Sterne. Die Augen gewöhnen sich immer besser an die Dunkelheit (die Dunkeladaption dauert bis zu 45 Minuten, wie ich hier ausführlicher beschrieben habe) und somit werden kleine oder schwache Objekte am Himmel sichtbar: Sternhaufen, helle Nebel und das Wechselspiel zwischen sternreichen Gebieten und fast sternlosen Dunkelwolken.
In dieser Ruhe bin ich ganz bei mir und erlebe den Himmel als eine funkelnde schwarze Decke, die mich beschützt. In solchen Momenten denke ich manchmal darüber nach, wie unsere Vorfahren die Nacht und den Himmel erlebt haben müssen. Wie ist es wohl gewesen, vor 5000 Jahren in den langen, kaum endenden Winternächten am Polarkreis?

Zwar zogen kurz vor Sonnenaufgang erste Schleierwolken auf, dennoch gelang es mir, das Panorama fertig zu fotografieren, bevor es hell wurde. Gerade in der ersten Jahreshälfte time ich es sehr knapp, damit ich das Milchstraßenzentrum möglichst hoch über dem Horizont ablichte. Doch „möglichst hoch“ bedeutet auch: „Ganz kurz vor Sonnenaufgang“. Eine Verzögerung von nur 10 Minuten kann das Vollenden des Panoramas schon unmöglich werden lassen.

Aufgrund des Zeitdrucks entschied ich, ein paar Bilder wegzulassen, die ich ansonsten zur Sicherheit aufnehme. Das war Fehler Nummer 1. Fehler Nummer 2 war, dass ich den Fokus nicht mit Klebeband fixiert hatte und ihn unabsichtlich verstellte. Normalerweise mache ich das, auch um die Bilder nicht kontrollieren zu müssen, da der helle Kamerabildschirm meine Augen blenden würde. Doch diesmal beschlich mich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte und ich sah doch nach: Richtig, der Fokus hatte sich verstellt, sodass ich die letzten 7 Bilder erneut aufnehmen musste, was mich etwa 10 Minuten kostete. Kostbare Zeit, die dafür gesorgt hat, dass die letzten Fotos der Serie bereits ein paar Schleierwolken aufwiesen und die Sonne sich anschickte aufzugehen.
Doch nicht nur das: Die Nahtstelle des Panoramas zeigte einen heftigen Versatz in der Himmelshelligkeit und der Horizont wurde zu einer einzigen Katastrophe.

Jedenfalls führten diese zwei Fehler dazu, dass das Zusammensetzen am PC zu einer Qual wurde. Niemals zuvor musste ich so viel maskieren und einzelne Bilder pixelweise verschieben.
Letztendlich gab ich frustriert auf; zum ersten Mal.

Eines der letzten Bilder des Panoramas (ohne Nachführung für den Vordergrund): Es wird hell und die Milchstraße verblasst:
Morgengrauen mit WinterhimmelMorgengrauen

Nun, während ich diesen Bericht verfasse, habe ich das Pano erneut ausgegraben.
Trotz der langen Lagerung ist es weder gereift noch besser geworden. 😉
Ich zeige es Euch dennoch, als Beispiel dafür, dass man auch Mitte Februar Bilder der Milchstraße anfertigen kann. (Wenn man es nicht vermasselt).
Eine interaktive 360°-Ansicht war aber in keinem Fall mehr umzusetzen.

Milchstraßenpanorama in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar.
 

Und auf der Website?

Im Februar gab es nicht nur diese Fotonächte, sondern auch auf meiner Website wieder einen kleinen Artikel. In diesem Fall ein Tutorial mit einem kostenlos herunterladbaren Effekt für Photoshop:
Ein “Zoom-in-Effekt”, der manuell mit Zoom-Objektiven machbar ist, kann so problemlos und effektvoll auf jedes Foto angewendet werden.
Ich nahm dafür sogar ein kurzes “Erklär-Video” auf.

Turorial - Anleitung: Zoom-Effekt, Warp-Effekt für Photoshop
Mit dem exklusiven Zoom-Effekt fliegst Du durch Deine Milchstraßenbilder.

Tutorial und Download-Link für Photoshop

Jetzt mit Lichtgeschwindigkeit losfliegen!

März 2018

März #1 – Noch immer tiefster Winter – erneut im Salzkammergut

Auch im März zog es mich in die immer noch tief verschneiten Berge des Salzkammerguts. Dieser Winter war so schneereich wie lange nicht und ich erhoffte mir, neben einigen Deep-Sky-Bildern und Testaufnahmen mit dem Star Adventurer mini, den mir ein Freund geliehen hatte, ein erstes richtiges Panorama der Milchstraße im Jahr 2018. Denn jetzt Mitte März war das Zentrum wieder gut und vor allem etwas länger zu sehen.

Ich fuhr bei sternenklarem Himmel los und fand mich auf dem Berg eingehüllt in eine dicke Suppe aus Nebel. Ein weiterer Astrofotograf war anwesend, suchte aber ob des Nebels bald das Weite. Doch ich wollte warten, in der Gewissheit, dass der Nebel keinesfalls die ganze Nacht über anhalten würde. Und richtig: Nach etwa 3 Stunden verzog er sich vollständig und gab den Blick frei auf einen Himmel, der zwar noch die Sternbilder des Winters zeigte, die jedoch bereits im untergehen begriffen waren, während der Löwe, als prägenden Sternbild des Frühlings, schon hoch oben im Zenit stand.

 
SA min Zeitraffer - Aufgang von Keupeus und Kassiopeia Aufgang von Keuepus und Kassiopeia – Ausschnitt aus Zeitraffer – SA mini – 85 mm

Der SA mini erhielt im Laufe der Nacht testweise verschiedene Aufgaben und zum Morgen hin begab ich mich wieder ein Stück in die Landschaft, um mein nachgeführtes Panorama zu erstellen.

Diese Art Panoramen erstellte und erstelle ich für gewöhnlich mit 35 mm. Doch in dieser Nacht wollte ich es einmal mit 50 mm versuchen.
Ein Unterfangen, dass bei einem vollen 360° Pano weit über 200 Bilder und wohl annähernd 3 Stunden Zeit benötigt hätte. Zeit, die ich dank des späten Milchstraßenaufgangs jedoch nicht hatte. So entschied ich einfach nur 180° abzudecken und einen klassischen Milchstraßenbogen zu fotografieren.

 
Panorama der Milchstraße im WinterMilchstraßenpanorama im März – Das Zentrum ist nun schon deutlich höher.

Hier gibts auch ein paar Hintergrund-Infos + “Making-of”-Bilder (man muss auf das Datum “vor xx Monaten” klicken, dann öffnet sich das auch in einem neuen Fenster):

 
Nachdem das Panorama im Kasten war, fing ich an, noch ein wenig mit der Kamera zu spielen. Die astronomische Nacht war zwar bereits zu Ende, aber dennoch verblieb etwas Zeit, bis sich der Himmel aufhellte.
Also versuchte ich einfach mal eine Art “Selbstportrait vor Milchstraße”:
25 Sekunden Belichtungszeit in der Kamera, 10 Sekunden Abstand im Intervall-Fernauslöser und ich, “tanzend” vor der Kamera.
War gar nicht so einfach, da ich, um den richtigen Abstand zu finden, immer wieder durch den Tiefschnee stapfen musste, ein paar Klicks abwartete und zurück zur Kamera lief. Nur um dann festzustellen, dass ich mich an anderer Stelle positionieren wollte.
Letztendlich ist ein recht gutes Bild entstanden, dass ich gerne herzeige.
In der Bildbeschreibung bei FB habe ich meine Gefühle dazu niedergeschrieben:

Natürlich habe ich in der Nacht einiges fotografiert – wie üblich, ist einiges gelungen, einiges nicht.
Funktioniert hat u.a. “Der Löwe”; ein gutes Beispiel das zeigt, wo die deutlichen Grenzen von “Objektiv-Fotografen” liegen: Galaxien (Andromeda und M33 mal außen vor) lassen sich nur mit Teleskopen fotografieren.
Zu sehen sind hier die mitunter größten und schönsten Galaxien der Nordhemisphäre, die mit 135 mm leider kleine “Kleckse zwischen Sternen” bleiben:

“Im Löwen” – Canon 550Da + Samyang 135 mm – Klick für Bildbeschriftungen

 
 
März #2 – Südlich von München

Eine kleine Erhebung südlich von München, wird von Astrofotografen immer wieder als guter Standort für nächtliche Fotos empfohlen. Ich war bisher noch nie dort gewesen und wollte das nun nachholen.
Nunja „wollen“ nicht wirklich, aber eine unsichere Wetterlage und Mondschein während der halben Nacht hielten mich davon ab, eine weitere Reise zu unternehmen.

Fotografieren wollte ich aber dennoch, denn ich hatte gerade eben testweise einen Filter erhalten. Den Astronomik 12nm h-alpha-Filter in der Clip-In-Version für Canon. Ein Bekannter aus einer Astro-Gruppe bei Facebook hatte ihn mir freundlicherweise für ein paar Tests überlassen.
Dieser Filter, der (annähernd) sämtliches Licht ausfiltert und nur die Strahlung des ionisierten Wasserstoffs auf den Kamera-Sensor passieren lässt, kann natürlich auch bei Mondlicht eingesetzt werden. H-alpha-Aufnahmen, die mit normalen Bildern kombiniert werden, lassen Nebelgebiete besonders strahlen. D.h. man kann kontrastreichere Bilder erstellen. (H-alpha-Licht ist vereinfacht ausgedrückt das rote Leuchten in Emissionsnebeln, wie dem Orionnebel oder dem Nordamerikanebel).

In jener Nacht (die Nacht der Zeitumstellung) würde der Mond um 2:11 Uhr bzw. dann bereits 3:11 Uhr untergehen. Der Schwan, den ich mir aufgrund des großen und einfach zu fotografierenden Nordamerika-Nebels als Testgebiet auserkoren hatte, würde etwa ab 1 Uhr einigermaßen weit über dem Horizont stehen. Mein Plan war es daher, zwei Stunden bei Mondlicht mit dem H-alpha-Filter zu arbeiten und anschließend, nach Monduntergang, noch über eine Stunde normale Bilder zu fotografieren.
Nebenbei sollten natürlich auch noch andere Kameras ein wenig knipsen, insbesondere hoffte ich den Aufgang der Milchstraße (also der interessanten Zentralregion) über den nahen Alpen abzulichten.

Gegen 22 Uhr erreichte ich den Hügel. Diese erste Erhebung im Voralpenland ist mit knapp 1000 m Höhe wirklich eher ein Hügel (das umgebende Flachland liegt auf ca. 600 Meter) inmitten eines Städtchens mit rund 13.000 Einwohnern.
Von dort oben hat man einen fantastischen Ausblick auf die Alpen. Bei Föhn(-wind) kann man weit nach Österreich und im Norden bis nach München blicken.

Trotz all der Lobeshymnen auf diesen “idealen Fotospot” war ich eher enttäuscht.
Wenn man, wie ich, einsame, abgelegene, idyllische und wirklich dunkle Alpenstandorte gewöhnt ist, so erscheint der asphaltierte Parkplatz auf dem “Gipfel” nicht gerade einladend. Neben einem Restaurant und einer großen Wetterstation, will bei mir keine rechte Stimmung aufkommen. Hinzu kommen die Leute, die regelmäßig aus der Ortschaft hinauf fahren, um meist nur für 5 Minuten den Ausblick zu bewundern.
Noch dazu ist der Horizont ringsum deutlich aufgehellt, wenngleich der Himmel im Zenit durchaus dunkel ist.
Der größte Vorteil des Standortes liegt wohl nach meinem Dafürhalten in seiner verkehrstechnisch günstigen Lage und in der Tatsache begründet, dass er vor allem im Herbst oftmals aus dem dauerhaften Bodennebel im Alpenvorland herausragt.

Für meinen Test war der Ort jedoch gut genug und ich war schließlich bereits da.
Stimmungsvolle Zeilen kann ich nun natürlich nicht schreiben, sondern eher davon berichten, dass die Tests problemlos verliefen. Das Einsetzen des Filters und auch das Entnehmen liefen trotz der Dunkelheit problemlos ab und auch der Bildausschnitt und der Fokus verstellten sich nicht. So hatte ich am nächsten Tag Bilder, die die Wirkung des Filters zeigen.
Die Gesamtbelichtungszeit ist zwar deutlich zu kurz, der Schwan im März noch noch viel zu horizontnah und der Dunst in der Luft, der das Licht der Umgebung aber auch das der Sterne streute war nicht gerade vorteilhaft. Trotzdem habe ich hier ein erstes Ergebnis, da aber keinesfalls aussagekräftig ist. Einzig ein: “es funktioniert” lässt sich daraus ableiten.

Polaris - der Nordstern am Himmel Das Sternbild Schwan – 85 mm – mit h-alpha-Filter.

Ab etwa 3:30 Uhr entschied ich, eine Kamera in Richtung des Milchstraßenzentrums zu richten. Meine (nicht modifizierte) Canon 6D mit dem Samyang 35mm Objektiv sollte, nachgeführt auf der Vixen Polarie, die Szenerie über dem Alpenvorland und den Bergen aufnehmen.
Das funktionierte auch wie ich erwartet hatte, aber die enorme Lichtverschmutzung mit dem Dunst in der Luft ließen die Bildbearbeitung zu einer Herausforderung werden.

Das Ergebnis ist poppig bunt geworden und zeigt die Lichter recht deutlich. Auf Facebook, wo ich die Bildentstehung auch genauer beschrieben habe, erhielt dieses Foto sehr viele Kommentare.

Polaris - der Nordstern am HimmelPoppig-bunt auch dank Dunst-bedingter Lichtstreuung – Canon 6D – 35 mm 130*25 Sekunden

Ja – offenbar jammere ich auf sehr hohem Niveau.
Aber für mich bedeutet eine Astronacht eben mehr als ein Remote-Teleskop vom Wohnzimmer aus zu bedienen. Für mich ist das immer ein intensives Erlebnis, das ich in Abgeschiedenheit, draußen in der (zumindest scheinbar) unberührten Natur voll und ganz auskosten möchte. Vorbeifahrende Autos, Asphalt und Lichtverschmutzung gehören für mich definitiv nicht dazu.

Hier kann mein Bericht auf FB nochmals nachgelesen werden:

Das in dieser Nacht entstandene Bild habe ich, aufgrund der vielen Rückmeldungen, dann kurz danach noch mit meinem Warp-Effekt verfremdet.
Polaris - der Nordstern am HimmelMit Lichtgeschwindigkeit durch die Milchstraße in Photoshop.

So, nachdem ich nun so viel über den Hügel gemeckert habe, könnte man ja davon ausgehen, dass ich diesen Ort für immer meiden würde. Könnte man…
Aber in Wahrheit war ich kurz danach bereits wieder dort, wenn auch nicht ganz freiwillig.
Davon dann mehr im Monat April

Polaris - der Nordstern am HimmelSchon etwas mehrals nur “Dunst in der Luft” – Skywatcher Star Adventurer mini im Test

Freundliches Schlusswort

In einer Woche geht’s (vielleicht) weiter.
Dann bricht endlich der Frühling an.

Falls Du meinen Bericht interessant und/oder unterhaltsam fandest, so möchte ich Dich gerne einladen, nächste Woche wieder vorbei zu schauen.
Hoffentlich denkst Du daran. 😉

Über Rückmeldungen, Kommentare oder Emails freue ich mich ebenso.

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